2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
läuft eine solche Lehre auf Duldsamkeit hinaus, auf relative Anerkennung der verschiedenen Typen des Menschen, und das wieder wäre der von Grund aus unduldsamen Natur Nietzsches zuwider gewesen. Genug davon. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass die Grundgedanken des späteren Nietzsche werthvoll sind trotz der Krankheit. Sucht man das Gute im Einzelnen, einzelne feine und geistreiche Bemerkungen, so findet man auch im„Jenseits“ eine solche Fülle davon, dass man staunt. Ich weise z. B. auf No. 194 hin, und leicht könnte man viele Nummern nennen.
Als Beispiel der krankhaften Art citire ich No. 197: „Man missversteht das Raubthier und den Raubmenschen (zum Beispiele Cesare Borgia) gründlich, man missversteht die ‚Natur‘, so lange man noch nach einer ‚Krankhaftigkeit‘ im Grunde dieser gesündesten aller tropischen Unthiere und Gewächse sucht, oder gar nach einer ihnen eingeborenen ‚Hölle‘—: wie es bisher fast alle Moralisten gethan haben. Es scheint, dass es bei den Moralisten einen Hass gegen den Urwald und gegen die Tropen giebt? Und dass der ‚tropische Mensch‘ um jeden Preis discreditirt werden muss, sei es als Krankheit und Entartung des Menschen, sei es als eigene Hölle und Selbst-Marterung? Warum doch? Zu Gunsten der ‚gemässigten Zonen‘? Zu Gunsten der gemässigten Menschen? Der ‚Moralischen‘? Der Mittelmässigen?— Dies zum Kapitel ‚Moral als Furchtsamkeit‘.—“ Man erkennt hier sehr gut verschiedene Züge, die den späteren Nietzsche kennzeichnen. Zunächst die Sucht, alles auf die Spitze