Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
136
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II. Die Krankheit.

zu treiben und die Anderen durch möglichst schroffen Widerspruch zu ärgern. Um die Kraft zu ehren, ver­herrlicht er hier(und an andern Orten) einen gemeinen Meuchelmörder, den C. Borgia, und dabei klingen die Phantasieen von den Gewaltmenschen an, die so stark sind, dass sie kein Mitgefühl kennen, die über alles lachen und Greuelthaten ausführen wie Knabenstreiche. Die Schwärmerei für Grausamkeit ist offenbar pervers, aber auch etwas kindisch. Man denkt an einen Handelslehrling, der sich an einem Hintertreppenroman für Dolch und Blut in der Mitternachtstunde begeistert. Dass Nietzsche hier die Verbrecher für besonders ge­sund erklärt, ist auch etwas paralytisch, denn früher hat er das Richtige gewusst. Was er mit der ‚Hölle will, ist ganz unerfindlich, denn dass hartgesottene Bösewichter, wie das Wort schon andeutet, nicht an Gewissensbissen leiden, das haben dochbisher fast alle Moralisten gewusst. Man beachte nun die springenden Associationen: Verbrecher Raubthier (etwa: Tiger) Tropen tropische Gewächse Urwald tropischer Mensch gemässigte Zonen gemässigte Menschen Mittelmässige Furchtsame. Dabei kommt es Nietzsche nicht zum Bewusstsein, wie unsinnig das Worttropischer Mensch ist. Die innere Hast treibt vorwärts und treibt schliesslich zu den nervös zuckenden Fragen, mit denen abge­brochen wird.

Auf dasJenseits folgt als seineErgänzung und Verdeutlichung die Abhandlung:Zur Genealogie der Moral, eine Streitschrift. Sie wurde, wie Nietzsche