2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
sten und schmerzhaftesten Zeiten meiner Gesundheit erschienen mir nicht so drückend und hoffnungsarm wie meine jetzige Gegenwart. Was ist denn geschehen? Nichts als was nothwendig war— meine Differenz mit allen Menschen, von denen ich bis dahin Vertrauen empfangen hatte, ist ans Licht gekommen: man merkt gegenseitig, dass man sich eigentlich verrechnet hat. Der Eine schwenkt hierhin ab, der Andere dorthin. Jeder findet seine kleine Heerde und Gemeinschaft, nur gerade der Unabhängigste nicht, der allein übrig bleibt und vielleicht, wie in meinem Fall, gerade schlecht zu dieser radikalen Vereinsamung taugt.“ Dazu gehört folgende Stelle:„Sonderbar aber scheint es mir, dass in den letzten Jahren mein Misstrauen dergestalt überhand genommen hat, dass es wie eine Krankheit ist,
Auch wird mir Jahr für Jahr schwerer— meine Diffe
“
renz mit allen Menschen(früheren Vertrauens).. Die Schwester war 1886 mit ihrem Manne nach Südamerika gegangen. Sie sagt, Nietzsches Briefe seien gewesen„oft herzzerreissend, erfüllt von den bittersten Klagen, ja Vorwürfen gegen seine Freunde, gegen meinen Mann... vor Allem gegen mich selbst, dass wir ihn Alle, Alle verlassen hätten.“ Zu den Klagen über Vereinsamung ist zu bemerken, dass Nietzsche einen Theil seiner Bekannten einfach verabschiedet (vergleiche den Brief an Frau Baumgartner, S. 115), andere vor den Kopf gestossen hatte. Ein Vertrauensmann sagte mir, er sei bei Meinungsverschiedenheiten maasslos grob und ausfallend gewesen: Das vertragen natürlich nicht Alle. Er sagt selbst:„Nur wer sich
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