II. Die Krankheit.
Seite hängend, schien er sich zu schleppen, und seine Rede wurde öfter schwerfällig und stockend.“ Es ist allerdings möglich, dass damals der Zustand besonders schlecht war. Die Paralytischen erfahren nicht selten schlagflussähnliche Anfälle, nach denen für einige Zeit eine Körperhälfte schwach ist, wohl auch die Sprache stockt. Wir wissen zwar nichts bestimmtes, aber es könnte sein, dass Nietzsche in den Jahren vor seinem grossen Anfalle kleine paralytische Anfälle gehabt hätte. Deussen schildert die sehr einfachen Verhältnisse Nietzsches in Sils. In der um einen Franken täglich gemietheten Stube hätten auf einer Seite die Bücher gestanden, dann folgten ein bäurischer Tisch mit Kaffeetasse, Eierschalen, Manuscripten und Toilette-Gegenständen in buntem Durcheinander, ein schlichtes Bett, und so weiter.„Alles deutete auf eine nachlässige Bedienung und auf einen geduldigen, sich in alles ergebenden Herrn.“ Es ist doch fraglich, ob die Bedienung schuld war, ob nicht der kranke Nietzsche unempfindlich gegen Unordnung geworden war. Deussen erwähnt Nietzsches auffallende Weichheit, seine übertriebene, früher nie beobachtete Rücksichtnahme(bezieht sich vielleicht auf die Gegenwart der Frau), auch seine Befürchtungen, er werde bald durch Gehirnkrankheit zu Grunde gehen. Nietzsche scheint solche Befürchtungen öfter geäussert zu haben. Als in Genua von dem Sohne der Wirthin, der im Irrenhause war, gesprochen wurde, sagte Nietzsche nachdenklich: anch’io.— Nun folgt das letzte Jahr: 1888. Der erste grosse Erregungzustand hatte den Zarathustra geliefert. Der