]I. Die Krankheit.
abgesehen von der guten Laune, die die Schrift geradezu witzig macht, weist in ihr eigentlich nichts auf die Gehirnkrankheit hin. Alles ist furchtbar einseitig, daher ungerecht, aber sehr geistreich und, soweit wie ich es beurtheilen kann, richtig. Man kann Wagners Schattenseiten gar nicht beissender schildern, als es in dieser Streitschrift geschieht. Vielleicht lässt sich ein moralisches Bedenken erheben. Man kann sagen, ein Mensch mit gesundem Zartgefühle hätte es nicht über das Herz gebracht, seinen alten Freund, das Ideal seiner Jugend so zu zerreissen. Indessen, wenn Nietzsche einmal von der Schädlichkeit Wagners überzeugt war, mussten dann nicht die persönlichen Bedenken zurücktreten? Das schon, aber er hätte ihn nicht lachend niederstechen sollen. Jedoch kommt hier wieder die krankhafte Euphorie in Betracht.
Ich möchte noch auf einiges hinweisen, das sich zwar mehr auf den ursprünglichen als auf den paralytischen Nietzsche bezieht, aber doch hier noch besprochen werden kann. Nietzsche sagt im Vorworte zum„Fall Wagner“:„Was mich am tiefsten beschäftigt hat, das ist in der That das Problem der d&cadence... Wohlan! Ich bin so gut wie Wagner das Kind dieser Zeit, will sagen ein de&cadent, nur dass ich das begriff, nur dass ich mich dagegen wehrte.“ Das ist der ganze Nietzsche. Mit einer bei einem alten Philologen bewundernswerthen Schärfe erfasst er die Sache(wenn auch d&cadence ein wenig zu empfehlendes Wort ist) und erkennt sich als Entarteten. Aber als ein durch und durch sokratischer Mensch glaubt er, dass die