2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
richtige Erkenntniss ihn frei machen könne, dass sein Denken die Entartung aufheben und zur„grossen Gesundheit“ führen müsse.!) Nun schildert er die Entartung vortrefflich: er konnte das, weil er sie in sich fand, aber das durch innere Erfahrung Erworbene sieht er nur an der Erscheinung des Anderen, nicht an sich selbst. Man kann Nietzsches Art gar nicht besser beschreiben, als wenn man das, was er über Wagner sagt, abschreibt und.dann die Namen wechselt. Man höre.„Ein typischer d&cadent, der sich nothwendig in seinem verderbten Geschmack fühlt, der mit ihm einen höheren Geschmack in Anspruch nimmt, der seine Verderbniss als Gesetz, als Fortschritt, als Erfüllung in Geltung zu bringen weiss. Und man wehrt sich nicht. Seine Verführungskraft steigt in’s Ungeheure, es qualmt um ihn von Weihrauch, das Missverständniss über ihn heisst ‚Evangelium‘— er hat durchaus nicht bloss die Armen des Geistes zu sich überredet!“ „Ich stelle diesen Gesichtspunkt voran: Wagners Kunst [Nietzsches Schriftstellerei] ist krank. Die Probleme, die er auf die Bühne[in seine Bücher] bringt— lauter Hysteriker-Probleme—, das Convulsivische seines Affects, seine überreizte Sensibilität, sein Geschmack, der nach immer schärferen Würzen verlangte, seine Insta
1) Gelegentlich freilich springt Nietzsche auch über diesen Irrthum weg.„Es ist ein Selbstbetrug der Philosophen und Moralisten, damit schon aus der d&cadence herauszutreten, dass sie gegen dieselbe Krieg machen. Das Heraustreten steht ausserhalb ihrer Kraft: was sie als Mittel, als Rettung wählen, ist selbst nur wieder ein Ausdruck der d&cadence“(Götzendämmerung, p. 74).