2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
des Zeitungschreibers. Auch das knabenhafte Absprechen über alle möglichen Fragen, z. B. die Arbeiterfrage, das ganz ungenügende Gerede über Verbrecher,*) das häufige Erwähnen der Sexualität, alles das deutet auf den Defect hin, den die Gehirnkrankheit bewirkt hat. Natürlich auch das Erscheinen des Buches selbst: nur der Drang, um jeden Preis zu veröffentlichen, erklärt diese unorganische Bildung.)
Auch die Schrift„Nietzsche contra Wagner“ verdankt diesem Drange ihre Existenz. Sie wurde im December 1888 zusammengestellt, ist also die letzte Arbeit Nietzsches. In ihr sind Abschnitte aus älteren Schriften enthalten, die Beziehung zu Wagner haben; Kürzungen, Aenderungen in stilistischer Hinsicht und kleine Zusätze sind bei der Redaction eingetreten.
Der im September 1888 abgefasste„Antichrist“ war als erstes Buch des Hauptwerkes gedacht, das „der Wille zur Macht“ heissen sollte. In dem Haupt
1) Eins ist dabei interessant. Nietzsche meint, der Verbrecher werde zu dem, was er ist, erst dadurch, dass die Gesellschaft ihn ausstösst, und er deutet dabei an, dass er sich selbst wie ein Verbrecher vorkomme, weil er abseits stehe.„Jede Abseitigkeit, jedes lange, allzulange Unterhalb, jede ungewöhnliche, undurchsichtige Daseinsform bringt jenem Typus nahe, den der Verbrecher vollendet.“
2) Th. Billroth schrieb an Hanslick:„Ich hätte die ‚Götzendämmerung‘ von Nietzsche wohl nicht zu Ende gelesen, wenn sie mich nicht im Zusammenhang einer gewissen Richtung unserer modernen Literatur und Kunst interessirt hätte. Mir erscheint dies Buch als das Product eines Geisteskranken. Es ist ein gar billiges Vergnügen, alles zu verschimpfiren... Was er kritisirt und wie er kritisirt, ist hundertmal besser und feiner gesagt worden.“