Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
159
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2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.

einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich?;.

Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange: damit war das Christenthum abgeschafft! Was geschah? Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rach­süchtigen Instincten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance... (p. 311). Es wird also ein Stil-Feuerwerk abgebrannt, um einige Absurditäten auszudrücken. Erstens wäre Cesare Borgia als Papst wahrscheinlich auch nicht schlimmer gewesen als sein Hallunken-Vater. Sodann wurde er bald beseitigt, nachdem Alexander VI. im Jahre 1503 aus Versehen sein eigenes Gift getrunken hatte, und 1507 starb er. Luther aber kam(durchaus nicht als verunglückter Priester) erst acht Jahre nach Cesares Sturz nach Rom. Will man verstehen, wie die Stelle bei Nietzsche entstanden ist, so muss man BurckhardtsCultur der Renaissance in Italien lesen. Dort heisst es auf p. 115:wenn irgend Einer, so hätte er[C. Borgia] den Kirchenstaat säcularisirt, und auf p. 128:Jene grösste Gefahr aber, die Säcu­larisation, vollends diejenige von innen heraus, durch die Päpste und ihre Nepoten selber, war für Jahr­hunderte beseitigt durch die deutsche Reformation. Offenbar hat sich Nietzsche dieser Bemerkungen unklar erinnert, und in seiner Wuth hat er den verunglückten Verbrecher-Dithyrambus daraus gemacht.) Die Er­

7 1) Die Modephrase von denstarken Menschen der Renais­sance kehrt bei Nietzsche oft wieder, man bekommt aber nicht