II. Die Krankheit.
wähnung Luthers giebt Gelegenheit zu einem grossen Schimpfen auf die Deutschen, und dann folgt der Schluss. Dieser ist, wie bei den anderen Schriften, das Aergste: Nietzsche tobt hier geradezu. Die Schrift schliesst mit den Worten:„Diese ewige Anklage gegen das Christenthum will ich an alle Wände schreiben, wo es nur Wände giebt,— ich habe Buchstaben, um auch Blinde sehend zu machen... Ich heisse das Christenthum den Einen grossen Fluch, die Eine grosse innerlichste Verdorbenheit, den Einen grossen Instinct der Rache, dem kein Mittel giftig, heimlich, unterirdisch, klein genug ist,— ich heisse es den Einen unsterblichen Schandfleck der Menschheit...“ Nachdem sich der Leser einigermaassen erholt hat, fragt er, warum nahm Nietzsches krankhaftes Denken gerade diese Wendung, wie entstand die sinnlose Wuth? Die Krankheit schafft eigentlich nichts Neues. Wenn es heisst, dass Nietzsche unter der Wirkung der progressiven Paralyse den„Antichrist“ schrieb, so mag man dabei an die Wirkung eines Spiegels denken, der vergrössert und verzerrt. Die Krankheit bewirkte die Wuth, weil Nietzsche eine wüthige Natur war. Möglich wäre es, nach dem früher Gesagten, dass auch der Chloralismus eine Rolle gespielt hätte, aber dieser hätte dann, ebenso wie die Paralyse, nur die Temperatur des Hasses gesteigert, nicht den Hass erzeugt. Wie entstand der
den Eindruck, als ob sie auf eigenen Nachforschungen beruhte. Es scheint, dass Nietzsche, ausser Burckhardt, nur den Machiavell gelesen habe. Vielleicht ist er auch vom Grafen Gobineau beeinflusst worden.