2. Die Entwickelung der progressiven Paralyse.
Ausser den Werken können die vielen Briefe aus dem Jahre 1888 Zeugnisse der Krankheit sein. Aber noch ist ein selbständiges Zeichen da: die Handschrift. Jeder sachverständige Arzt weiss, dass man oft aus der Handschriftallein die progressive Paralyse erkennen kann, und es fehlen in der That auch bei Nietzsche die charakteristischen Veränderungen nicht. Die Biographie und die Werke enthalten eine ganze Anzahl von FacsimileBlättern. Wir sehen die zierliche Handschrift des ursprünglichen Nietzsche, ganz anders ist die Handschrift des Zarathustra-Liedes(O Mensch! Gieb Acht!): die Buchstaben sind gröber, auseinander gerückt, die Striche sind dicker, und. die einzelnen Buchstaben sind verbreitert(besonders die e). Viel stärker aber ist der Verfall bei dem Blatte des VIII. Bandes(Ruhm und Ewigkeit): alle erwähnten Veränderungen sind gesteigert, und deutliches Zittern ist hinzugetreten. Man betrachte besonders das e in„Dingen“, in„ein Zeichen“, man sehe das Ausgleiten der Hand in„meine“. Dazu ist folgende Briefstelle zu vergleichen:„Das Manuscript [Fall Wagner] ist bereits in der Druckerei. Es war schon einmal dort, wurde mir wegen Unleserlichkeit zurückgeschickt. Ich hatte die Abschrift in einem solchen Zustand von Schwäche gemacht, dass die lateinischen Buchstaben ebenso als griechische verstanden wurden— eine kleine Druckprobe bewies mir das. Die neue Abschrift ist viel deutlicher, Dank einer besonderen Art von Federn, ‚Sönneckens Rundschriftfedern‘, welche der hiesige Lehrer für meine zitternden Hände anempfahl“(Brief aus Sils vom 24. Juli 1888). In den