II. Die Krankheit,
facsimilirten Stellen fehlen die Verstösse, die wir sonst bei Paralytischen häufig finden: Auslassen von Buchstaben, Hinzufügen anderer, und dergleichen. Das stimmt damit überein, dass bei Nietzsche IntelligenzDefecte im engeren Sinne vor dem grossen Anfalle nicht nachzuweisen sind. Aber jene Stellen sind Reinschriften und ausserdem ausgesucht. Es könnten in den Notizbüchern weitere Störungen gefunden werden. Die Niederschriften der letzten Zeit sind oft kaum leserlich. Die Schwester spricht in der Vorrede zum XV. Bande von den„unbeschreiblichen Schwierigkeiten der Textentzifferung“. Ohne die Vertrautheit des Herrn Köselitz(Peter Gast) mit Nietzsches Schreibweise hätten die Gelehrten des Nietzsche-Archives verzagen müssen. Ich habe einige der späten Manuscripte gesehen: man erkennt, wie die Notizen, die zum Theile mit Bleistift geschrieben sind, in höchster Eile zu Papier gebracht worden sind(Nietzsche stand zuweilen mitten in der Nacht auf und schrieb), flüchtig, oft nur Andeutungen gleichend. Handelt es sich um ältere Manuscripte, so stechen die runenhaften Nachträge stark von der alten Schrift ab. Ob die gewöhnlichen Paralytiker-Fehler vorkommen, vermag ich nicht zu sagen; ich habe sie nicht gefunden, aber meine Prüfung war flüchtig, und nur eine eingehende Prüfung würde ein Urtheil erlauben.
Im Folgenden habe ich verschiedene briefliche Aeusserungen Nietzsches aus seiner letzten Zeit chronologisch zusammengestellt. Nach dem, was ich bisher gesagt habe, wird der Leser ohne Mühe die Bedeutung des Einzelnen erkennen.