Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
176
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welche über die ganze menschliche Zukunft entscheiden, und es kann so kommen, dass einmal ganze Jahrtausende auf meinen Namen ihre höchsten Gelübde thun.(An | Fräulein von Meysenbug. Die Dame giebt das Datum nicht an, der Brief muss aber in diese Zeit gehören, denn sie sagte Nietzsche ab, als derFall Wagner erschienen war, und erhielt darauf Briefe, diekeinen Zweifel übrig liessen, wie es mit ihm stand.)

Ich habe jetzt mit einem Cynismus, der welt­historisch werden wird, mich selbst erzählt. Das| Buch heisst ‚Ecce homo und ist ein Attentat ohne die geringste Rücksicht auf den Gekreuzigten; es endet in Donnern und Wetterschlägen gegen Alles, was christ­| lich und christlich-infect ist, bei denen Einem Sehn und Hören vergeht. Ich bin zuletzt der erste Psycho­| loge des Christenthums und kann, als alter Artillerist, der ich bin, schweres Geschütz vorfahren, von dem kein Gegner des Christenthums auch nur die Existenz vermuthet hat. Das Ganze ist ein Vorspiel der ‚Um­werthung aller Werthe, des Werks, das fertig vor mir liegt: ich schwöre Ihnen zu, dass wir in zwei Jahren die ganze Erde in Convulsionen haben werden. Ich bin ein Verhängniss.... Ihr Nietzsche, Unthier. (An Brandes, vom 20. November 1888.)

Inzwischen steht und geht alles wunderbar; ich habe nie annähernd eine solche Zeit erlebt, wie von Anfang September bis heute. Die unerhörtesten Auf-| gaben leicht wie ein Spiel; die Gesundheit, dem Wetter gleich, täglich mit unbändiger Helle und Festigkeit heraufkommend. Ich mag nicht erzählen, was Alles