Teil eines Werkes 
Bd. 5 (1904) Nietzsche : mit einem Titelbilde / von P. J. Möbius
Entstehung
Seite
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und von da an verworren sprach, sodass der Besuch beendigt werden musste.

Am 18. Januar trat Nietzsche in die Jenaische Irrenanstalt ein, und er blieb da bis zum 24. März 1890. Die rechte Pupille war weit, die linke eng und unregel­mässig verzogen; links waren alle Reactionen erhalten, rechts nur die Convergenz-Reaction; der rechte Mund­winkel stand tiefer; kein Zittern der Zunge, Zittern der Hände nur bei Erregung; keine deutliche Sprach­störung; Sehnenreflexe gesteigert. Es fiel auf, dass der Patient beim Gehen die linke Schulter krampfhaft in die Höhe zog. Zur Abtheilung ging er unter vielen höflichen Verbeugungen, und sein Zimmer betrat er mit majestätischem Schritte und zur Decke blickend. Er dankte fürden grossartigen Empfang. Wo er war, wusste er nicht, er glaubte bald in Naumburg, bald in Turin zu sein. Doch gab er über seine Per­sonalien richtige Auskunft. Er gesticulirte und sprach fortwährend in affectirtem Tone und mit hochtrabenden Worten, bald Deutsch, bald Französisch, bald gebrochen Italienisch. Gelegentlich erwähnte er seine grossen Compositionen und sang Proben daraus, erzählte von seinenLegationsräthen und Dienern. Nietzsches Ap­petit war auch in Jena sehr stark. Der Grad der Auf­regung wechselte. Manchmal kamen schlimme Zeiten, und in ihnen zeigten sich alle die peinlichen Sym­ptome, die bei erregten Paralytischen zu beobachten sind. Manchmal klagte Nietzsche über rechtseitige Kopf­schmerzen und meinte, er sei deshalb zu lebhaft ge­wesen.Ich werde rechts in der Stirn krank gemacht.