II. Die Krankheit.
für die frühere Zeit, auch für das Jahr vor dem grossen Anfalle ein recht gutes Gedächtniss; wenigstens das Meiste schien ihm erinnerlich zu sein. Dagegen war das letzte Jahr fast ganz ausgelöscht. Zum Beispiele hatte der Kranke keine Ahnung mehr von den sehr vielen Besuchen, die ihm in den letzten Monaten der Herr Langbehn gemacht hatte.
Die Mutter pflegte nun den kranken Sohn in Naumburg. Genauere Nachrichten über die folgenden Jahre fehlen. Es scheint, dass schlimme und lange dauernde Erregungen nicht mehr vorgekommen sind, dass aber der geistige Verfall unaufhaltsam fortschritt, Deussen hat einiges über seine Besuche in Naumburg erzählt:„Die Mutter, ‚die kleine Thörin‘, wie er sie liebkosend zu nennen pflegte, welche ihn damals noch täglich spazieren führte, war mit ihm zum Bahnhof gekommen, mich und meine Frau abzuholen. Auf dem Heimwege nahm ich vertraulich seinen Arm und er liess es sich gefallen, aber er erkannte mich nicht, Ich brachte das Gespräch auf Schopenhauer und er wusste nur in einem Tone, als spräche er die wichtigste Wahrheit aus, zu sagen: ‚Arthur Schopenhauer ist in Danzig geboren.‘ Ich erzählte von Spanien, welches ich im Jahre vorher mit meiner Frau bereist hatte. ‚Spanien!‘ rief er und wurde lebhaft, ‚da war ja auch der Deussen!‘— ‚Aber ich bin ja der Deussen,‘ erwiderte ich. Da sah er mich starr an und konnte es nicht fassen.“„Einem trommelnden Knaben blickte er Jange nach und die hin- und herfahrende Lokomotive fesselte seine besondere Aufmerksamkeit. Zu Hause