3. Das Ende. Schlussbemerkungen.
man in Nietzsches Falle annehmen, dass seine von Hause aus kräftige Körperbeschaffenheit, die Abwesenheit des Alkoholismus und die überaus sorgfältige Pflege sein Leben verlängert haben.
Wenn wir uns den Verlauf der Krankheit Nietzsches durch eine Curve dargestellt denken, so folgt auf die reichlich sieben Jahre dauernde, in den früher besprochenen Wellen ansteigende Zeit der Entwickelung ein ganz steiles Aufsteigen, das dem grossen Anfalle in Turin entspricht, und auf der ganz rasch erreichten Höhe bleibt nun die Curve, nur dass noch kleine ruckartige Anstiege bis zum Tode folgen. Während der langen Jahre bis Weihnachten 1888 trotzt Nietzsches Geist dem bösen Feinde insofern, als trotz der Störungen des Gefühlslebens, trotz des Nachlassens an geistiger Zügelkraft und der beginnenden Gedächtnissschwäche der Geist hell und kräftig bleibt, scharfe Urtheile möglich sind, das sprachlich-dichterische Vermögen nicht vermindert, die Arbeitkraft überraschend gross ist. Mit dem schon einmal gebrauchten Bilde kann man von einem Hause sprechen, dessen Grundmauern leise und langsam zerstört werden, bis mit einem Male das noch stattlich aussehende Haus zusammenbricht. Eine so rasche Verblödung wie die Nietzsches ist für den Arzt eigentlich höchst merkwürdig. Man kann nicht an eine Blutung denken, die nur die dem geistigen Leben dienenden Theile der Gehirnrinde zerstört, die zum Bewegen und Empfinden nöthigen Theile aber verschont hätte, vielmehr muss derselbe systematische Prozess, der während der Ent