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Die Landgemeinde in Preußen / von Moritz von Lavegne-Peguilhen
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32 Koppelwirthſchaft.

wird ein Gut von etwa 60 Morgen leichten Bodens in rationellem Turnus Halm⸗, Hack⸗ Blattfrüchte und Weide gräſer bauen können. Durch Anwendung von Düngergyps und durch ausgedehnten Kartoffelbau wird man ſelbſt auf düngerloſem Boden ſofort ſehr anſehnliche Erträge erzielen können, ſofern man nur die verderbliche Methode aufgiebt, den ſpärlichen Vorrath friſchen Düngers zu Kartoffeln zu verwenden. Dieſe gedeihen erfahrungsmäßig ſehr gut, ſobald jeder Saatknolle eine Hand voll Kompoſt aus Dünger, Torf und Mergel oder Kalk bereitet beigefügt wird, und ſelbſt große Güter haben dieſes Verfahren angenom­men*). Dadurch wird die Ausdehnung des Kartoffelbaues nur noch von der Fläche abhängig, während ſie ehedem durch den Düngervorrath beſtimmt wurde. Natürlich wird nach den Kartoffeln, wenn auch überaus ſchwach, gedüngt, und es gerathen dann gegypſte Erbſen, ſelbſt auf leichtem Roggenboden, vortrefflich. Auch die Weideſchläge werden ſich durch den Anbau der trefflichen vaterländiſchen Gräſer, als: Schaafgarbe, Schwingel, Fiorin, Honiggras, gelben Hopfenklee, Timotheumgras ꝛc. leicht herſtellen laſſen. Nicht ſelten werden auch durch Ueberrieſelung, wie durch das Aus­brennen von Moor- und Torfbrüchen, ſchöne Wieſen und Weiden zu erſchaffen fein,

Wenn es daher an Mitteln zur Aufhülfe der kleinen, bodenarmen und düngerloſen Güter keineswegs fehlt, ſo bleibt die Hauptſchwierigkeit immer die Beaufſichtigung des weidenden Viehes, indem ein ſehr erheblicher Theil der Gutsrente durch Bezahlung eines beſondern Hirten abſor birt wird. Auch erfordert in der That das Kulturintereſſe, daß nicht Wirkungskreiſe erſchaffen werden, die ſich in troſt­loſer und verdummender Weiſe auf Beaufſichtigung von 5= 10 Häuptern Vieh beſchränken. Jene Schwierigkeit iſt aber

Auf Balden bei Neidenburg werden ſeit mehreren Jahren nach dieſer Methode jahrlich 300 Morgen mit Kartoffeln beſetzt, und der Erfolg iſt ſehr günſtig.