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ſeinem Schöpfer(Chagiga 13) d. h. alle Neigungen, Anſtrengungen, Leidenſchaften der Menſchen ſtehen im Dienſte göttlicher Weisheit, aus den zer— ſtreuten Fäden werden gleichſam Kränze gewunden, mit denen die Allweisheit Gottes geſchmückt wird.
14) Drei Dinge können die Völker der Welt dem Judenthum nicht nehmen: die Höhle Machpelah, den Tempel, das Grab Joſefs(Genr. 79) d. h. man mag gegen uns ſagen, was man will, die jüdiſche Familien— liebe, der reine Gottesglauben, die Pietät gegen Verſtorbene ſtehen einzig und unübertroffen im Judenthum da.
15) Und Gott ſah das Licht, und ſiehe da, es war ſehr gut, dazu bemerken unſere Weiſen, Gott hat das meſſianiſche Zeitalter geſehen. Das will ſagen:„Der erſte Lichtſtrahl, der am Beginn der Schöpfung aufzuckte, war gleichſam das Wetterleuchten jenes in weiter Ferne ſtrah— lenden Geiſtes der Aufklärung und der Erkenntniß, durch welche das Gottesreich auf Erden allmälig gegründet wird.“(Jelinek)
16) Sowohl Engel als Teufel und böſe Geiſter, ſowohl der Höllen— fürſt Aſmodi als Michael halfen den Tempel in Jeruſalem mitbauen, d. h. oft muß das Böſe und ſei es wider Willen, dem Guten dienen.„Das iſt der Geiſt, der das Böſe will und das Gute ſchafft“.
17)„Derſelbe Sturm, welcher die Götzenbilder auf dem Boden Babylons zertrümmerte, belebte auch die todten Gebeine, welche der Prophet Ezechiel auferſtehen ſah,“ d. h. der Fortſchritt der Cultur kann auch der zerſtörenden Kräfte nicht entrathen. So lange das Falſche mit dem Wahren, die Tugend mit dem Laſter im Kampfe liegen, muß es auch Arbeiter im Reiche des Geiſtes geben, welche die harten Felſen Jahrtauſende alten Wahns in Stücke ſchlagen, die mit altem Wuſt und Schutt kühn aufräumen, um aus den Ruinen Neues, Beſſeres zu erbauen.
18)„Gott macht Frieden zwiſchen einem Engel, der zur Hälfte aus Feuer, zur Hälfte aus Schnee beſteht,“ die wahre Gottesfurcht beſteht nicht im verſengenden Feuer des Fanatismus, nicht in der eiſigen erſtarrenden Gleichgültigkeit gegen Religion und in Glaubenskälte, nicht im Verſchärfen der ſchroffen Gegenſätze, nicht im Hetzen der Confeſſionen und Ragzen gegen einander, nicht in der Erregung von Haß, Intoleranz und Zwietracht, ſondern im Predigen der Verſöhnung, der Harmonie, des Friedens, der Liebe, Duldung und Einigkeit.
Aus dieſen Beiſpielen geht zur Genüge hervor, daß unter der gar oft barocken Schale der Aggada ein geſunder, guter Kern verborgen iſt, es
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