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den ganzen Körper vom Tode zu(retten Maim. v. d. Obrigkeit IT, 4). Man darf einen Theil preisgeben, um das Ganze zu konſerviren(Temura 4). Oft wird durch das Aufheben eines moſaiſchen Geſetzes die Religion befeſtigt“(Men. 109). In der meſſianiſchen Zeit(d. h. in der Zeit, wo Humanität herrſchen wird) werden alle Obſervanzen und Ceremonial— geſetze ihre Geltung verlieren)(Nidda 61).„Was für Intereſſe kann Gott daran haben, ob das Thier durch ſogenanntes rituelles Schlachten oder ſonſtwie getödtet wird?(Tanch. Lev. 11) Man kann in jeder verſtändlichen Sprache(nicht bloß in hebräiſcher, wie unſere Orthodoxen meinen) fein Gebet verrichten(Meg. 17, Miſchn. Sota 71). Im Gegentheil glauben wir, daß man bei einem Gebete in der Mutterſprache andächtiger als bei einem in hindoſtaniſcher oder ebräiſcher(für die meiſten heutigen Juden iſt nämlich kein Unterſchied zwiſchen Hindo— ſtaniſch und Ebräiſch, da ſie Beides nicht verſtehen. Dieſe Thatſache muß die kraſſeſte Orthodoxie, wenn ſie nicht lügen will, zugeben) Sprache ſein wird.„Wer nicht Götzendienſt treibt, gilt als Anhänger des Judenthums“(Megilla 13). Von dieſem Standpunkt gehören freilich gar viele Nichtjuden z. Balle aufgeklärten Chriſten zu uns, und ſehr viele Juden nicht zu uns, vor allen diejenigen nicht, welche dem Götzendienſte des Buchſtabens und dem der hohlen Form verfallen ſind, alſo die ge— ſammte— Orthodoxie.„Gott kam nie vom Himmel zur Erde, Moſe und Eliah nie von der Erde in den Himmel“(Sukkah 5). Damit werden die Erzählungen von den Himmelfahrten Moſes und Elia's als Sagen hingeſtellt.„Wer da ſitzt und faſtet wird Sünder genannt“(Taanith 112). Eine religiöſe Vorſchrift, die der Majorität zur Laſt fällt, iſt unhaltbar (B. Bathra 60). Damit iſt z. B. dem rabb. Speiſegeſetze der Krieg erklärt, denn Satzungen, welche dem Juden der Neuzeit, der ſich nicht hermetiſch wie unſere Väter im Ghetto, von der Geſellſchaft und dem Leben abſchließen will, fo ſehr das Leben erſchweren wie die nebenbei jedes religiöſen Gehaltes baaren Speiſegeſetze, gibt's überhaupt nicht. Ich erinnere nur, daß man mit dem rabbiniſchen Speiſegeſetze auf Reiſen ent
*) Offenbar, weil deren Zweck, Förderung der Humanität, erreicht ſein wird, und zeigt es ja die Erfahrung zur Genüge, daß, je mehr die Idee der Humanität bei den meiſten Menſchen zum Durchbruche kommt, deſto weniger Werth ſie auf die äußeren Satzungen legen, während umgekehrt ſehr häufig die inhumanſten, herzloſeſten und intoleranteſten, nicht ſelten moraliſch tief ſtehende Menſchen in puncto Werkheiligkeüt die eifrigſten und„frömmſten“ find, pſychologiſch übrigens ſehr erklärlich.