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weder krank werden oder verhungern muß. Und ſelbſt in Orten, wo es jüdiſche Speiſewirthſchaften giebt, ſind dieſe mit Ausnahme einiger in großen Städten und Badeplätzen ſo ſehr unappetitlich und— koſtſpielig, daß man nicht gern zum zweiten Male hingeht. Und ſo was ſoll„koſcher“, alſo doch reiner und ſauberer als im feinſten chriſtlichen Hotel ſein!—— Was wir da ſagen, iſt zwar die Anſicht der Majorität nicht bloß der Israeliten, ſondern der Rabbiner, Prediger und Lehrer, allein es auszuſprechen, dazu ſind namentlich die Rabbiner leider zu vorſichtig, und viele von ihnen treiben gar die jeſuitiſche Hypokriſie und er— bärmliche Heuchelei ſo weit, daß ſie nicht vor ſich ſelber erröthen, wenn ſie die übrigens nicht einmal mit ſanitären Rückſichten Etwas zu ſchaffen habenden Speiſegeſetze als den Kern des Judenthums reklamenhaft in die Welt hinauspoſaunen,“) die Speiſegeſetze, von denen der größte jüdiſche Theologe des neunzehnten Jahrhunderts Abraham Geiger ſchon vor ſechsſund dreißig Jahren ſagte,„gerade jene Speiſegeſetze ſind jo etwas Geiſtloſes, dabei das geſellige Leben ſo ſehr beein: trächtigend,— daß ich Allem mehr Werth beilegen könnte als dieſem von der Mikrologie bis zum Wahnwitze ausgebildeten Zweige der rabbiniſch geſetzlichen Praxis“(N. Schr. Y, S. 183, vgl. auch Schreiber„Abraham Geiger als Reformator des Judenthums“, Löbau , Skrzrezek 1879. S. 170 1 M. 50 Pf.).
„Beſſer einen Buchſtaben aus der Thora entfernen, als den Namen des Allerheiligſten entweihen(Jebamot 79).„Die Rabbinen haben die Befugniß, moſaiſche Geſetze aufzuheben“(Jeb. 90), natürlich nur, wenn ſie dieſelben für nicht zeitgemäß finden. Unſere Orthodoxie will den heutigen Rabbinen dieſes Recht ſtreitig machen, und ſtützt ſich in dieſem kühnen Unterfangen auf folgende auch nach anderer Richtung hin recht charakteriſtiſche Stelle:„Der Geiſt der Früheren war weit wie die Pforte zum Allerheiligſten(10 Ellen breit), der unſerige iſt eng wie ein Nadelöhr, wie ein Nagel, der ſchwer in die Mauer dringt, ſo ſchwer lernen wir(merkwürdigh, wie ein Finger, der ſchwer in hartes Wachs eindringt, ſo ſchwer faſſen wir(unfaßbar!), wie ein Finger, der einen Brunnen ermeſſen will, fo leicht vergeſſen wir lſchrecklich!!!, übrigens ganz reizende Bilder). Freilich Beweis genug für die Unfähigkeit der
* Zu dieſen gehören ſogar die, wo es der Vortheil mit ſich bringt, unter der falſchen Flagge der„Freiſinnigkeit“ ſegelnden Schüler des Breslauer Rabbinerſeminars, von denen ſo Manche, was wir beweiſen könnten, heimlich gegen dieſe Geſetze verſtoßen haben.