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unter den Heiden werden der ewigen Seligkeit theilhaftig“ Toſſefta Sanh. Kap. 13). Man ſoll die Kranken unter den Heiden ebenſo pflegen und ihre Armen ebenſo unterſtützen wie die jüdiſchen (Gittin 61a). Ein Heide, der ſich mit der Thora beſchäftigt, iſt dem Hoheprieſter gleich zu achten(B. Kamma 35a). Ein Israelit, der ſein Geld einem Heiden leiht, um von ihm Zins zu nehmen, begeht eine Sünde(Jalkut Miſchle). Wenn der Fromme einen von Menſchen angebeteten Götzen ſieht, bete er: Gelobt ſei Gott , der Geduld und Nachſicht hat mit den ſeinem Willen Zuwiderhandelnden(Ber. 574 J. So ſehr iſt die Verſpottung der religiöſen Anſichten Andersdenkender verpönt. Auch unter den Heiden finden ſich immer 30 Gerechte, durch deren Ver— dienſt die Nationen erhalten werden(Chulin 92a). Ob Jude oder Götzen diener, alle werden ſie gerichtet nach ihren Thaten Jalk. Richt. 44). Einen Götzendiener zu betrügen iſt verboten(Chulin 944).„Wer einen Heiden betrügt oder belügt, entweiht den Namen Gottes“ ſagt R. Moſe aus Couch. (1245 n. Chr) Die Chriſten werden ſelbſtredend nicht als Heiden betrachtet, und haben die größten jüdiſchen Denker des Mittelalters das Chriſtenthum im hohen Grade gewürdigt. R. Jehuda ha⸗Levi be— trachtete Chriſtenthum und Islam für Vorſtufen des meſſianiſchen Reiches, ebenſo Maimonides , Nachmanides u. A. m. Rabbi Joſef Jaabez er klärte es als ein Glück für's Judenthum, daß das Chriſtenthum entſtanden ſei, da es dieſem viel näher als das Heidenthum ſtehe(Maamar Haachdut Cap. III. Auch der Nichtjude iſt unſer Bruder, wer mit ihm unredlich verfährt, entweiht den Namen Gottes(Tana debe Eliah 15, 28). Will ein Jude einen Nichtjuden tödten, ſo müſſen wir dem Nichtjuden bei— ſtehen! Dies ſagte im 12. Jahrhundert Rabbi Jehuda aus Regensb urg, wo Judenverfolgnngen an der Tagesordnung waren.(Buch der Frommen
74, 311, 426, Zunz: Zur Geſch. und Lit) Man darf im Handel und
Wandel den Nichtjuden ſo wenig wie den Juden täuſchen(Semag). Der gelehrte Moſe b. Nachman(1195—1270), der die grauenerregenden Judenverfolgungen während des ſchwarzen Todes mitgemacht, ſchärft nichtsdeſtoweniger auf's Nachdrücklichſte ein, daß wir auch die Chriſten unterſtützen, ſie aus Gefahr erretten u. ſ. w. müſſen. Ebenſo äußerten ſich R. Aſcheri, R. Jerucham, R. Moſes Iſſerles , Jakob Emden u. A. m. bis auf die neueſte Zeit. Sehr zeitgemäß iſt ein Ausſpruch des R. Moſe Chagis:„Sollte ein Judenfeind die Menge glauben machen wollen, daß wir Feinde des Chriſtenthums ſeien, ſo vertrauen wir auf die Gnade Gottes und die Weisheit der Fürſten , daß