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Der Talmud vom Standpunkte des modernen Judenthums / von Emanuel Schreiber
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ſie ſolche Verleumdungen nicht beachten und einfehen werden, daß ſie in Liebloſigkeit und Unkunde der jüdiſchen Religion ihren Grund haben(Sefer Eleh hamizwot).

Math. 6, 1.Habt Acht auf euere Almoſen, damit ihr ſie nicht gebet vor den Leuten, daß ihr von ihnen geſehen werdet u. ſ. w. Aehn lich:Wer heimlich ſpendet, iſt größer als Moſes(Taanit 21, B. Bathra 9).Wer öffentlich ſpendet, heißt Sünder(Chagiga 4).Beſſer, ſich in den Kalkofen werfen, als den Nächſten durch öffentliche Almoſen beſchämen(Ketubot 67, B. Bathra 10). Sehr vorzüglich iſt's, auf eine Weiſe zu ſpenden, daß der Geber nicht wiſſe, wem er giebt, und der Em­pfänger nicht wiſſe, wer der Geber ſei(Jore Deah 24, 9).

Math. 6, 2.Wenn Du Almoſen giebſt, ſo ſollſt Du nicht vor Dir poſaunen laſſen wie die Heuchler thun in den Schulen, Synagogen und auf den Gaſſen und da beten, damit ſie von den Leuten recht geſehen werden.

Im Talmud leſen wir: Wer ſich auf ſeine Frömmigkeit was einbildet, damit prahlt, der gleicht dem Schweine, welches ſeine geſpaltenen Klauen oſtentativ hinſtreckt, gleichſam ſagend: Sehet, ich bin rein, da das Schwein bekanntlich nach jüdiſchem Geſetze für zum Genuſſe unrein gilt(Ber. rabb.). Der Heuchler iſt dem Gottesleugner gleich(Sotah 12, Sanh. 103). Des Heuchlers Gebet wird nicht erhört(Sota 416), er kommt in die Hölle, ihm flucht das Embryo im Mutterleibe, er darf nicht in Gottes Nähe kommen(ibid.).Eine Gemeinde, die Heuchler zu ihren Mitgliedern hat, iſt verabſcheunungswürdig(bid). Fürchte weder die Sadduzäer noch die Phariſäer, wir kennen ſie, fürchte aber jene Gefärbten, die da Böſes thun wie Simri und Lohn fordern wie Pinehas (Sotah). Es iſt Pflicht, Heuchler zu entlarven(Joma 876). Wer Weizen ſtiehlt, damit Kuchen backt, die Hebe davon abſondert und dabei das übliche Gebet ſpricht, der iſt ein Gottesläſterer(B. Kamma 99).

Math. 6, 5 8.Wenn du beteſt, ſollſt du nicht ſein wie die Heuch­ler, die da gerne ſtehen und beten in den Synagogen, auf daß ſie von den Leuten geſehen werden u. ſ. w., ſondern geh' in dein Kämmerlein. Rabbi Jehuda lehrt: Bete in deinem Schlafzimmer, wo vielleicht dein Sterbebett ſteht(Ber. 4). R. Jakob ſagt: Bete in deinem Hauſe, auf deinem Bette, wenn nicht da, fo doch in deinem Herzen(Peſſikta zu Pf. 6). R. Chanina, Sohn Doſe's, betete für den kranken Sohn R. Gamaliels in einem ein­ſamen Gemache.