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Der Talmud vom Standpunkte des modernen Judenthums / von Emanuel Schreiber
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46 6, 7.Wenn ihr betet, ſollt ihr nicht viel plappern. Aehnlich: Wer lange betet, der hofft vergebens auf Erhörung(Ber. 34). Wenn du beteſt, ſeien deine Worte wenige(Abot II. 13). Wer Morgens und Abends das Gebet:Höre Israel, der Ewige unſer Gott iſt einzig betet, hat ſeine Pflicht erfüllt(Menachot 99). Wer zu viel betet, verfällt in Herzleiden(Ber. 32). Wer nicht in andächtiger Stimmung ſich befindet, bete lieber nicht(Erubin 65). Als dem R. Eleaſar berichtet wurde, daß einer ſeiner Schüler allzu kurz betete, ant wortete er: Moſe betete noch kürzer: Herr, heile ſie(Ber. 34). Ein Hoheprieſter wurde einmal am Verſöhnungstage zur Rede geſtellt, weil er zu lange betete(Joma 53).

Math. 6, 913 enthält dasVater unſer. Jeder Satz des­ſelben findet ſich mehrfach im Talmud.Gebete, in denen nicht des Reiches Gottes Erwähnung geſchieht, gelten nicht(Sanh. 28). R. Elieſer betete: Dein Wille geſchehe im Himmel und Herzensfrieden werde denen zu Theil, die Dich auf Erden fürchten(Ber. 29). Schon König Salomo betete: Gib mir mein täglich Brod(Proverbien). Die ſtehende jüdiſche Ge­betsformel lautet: Du, o Gott, ernährſt alles Lebende mit Gnade.Wer das Leben giebt, gewährt auch die Bedürfniſſe deſſelben, wer den Tag er­ſchaffen, hat auch die Nahrung dafür mit erſchaffen(Mechilta Exod. 16, 4). Freilich legt der Talmud auf Gebet ohne Arbeit gar keinen Werth. Dem Menſchen, heißt es, geſchieht manches Wunder, aber die Nahrung iſt nicht geſchaffen(Schabb. 53 55). Wie viele Mühe mußte ſich ſchon der erſte Menſch geben, bis er Brod zum Eſſen hatte(Ber. 58). Es ſage Niemand: Ich werde eſſen und trinken, vom Himmel werde ich es ſchon bekommen, ſondern mit ſeiner Hände Arbeit muß er ſich abmühen, dann giebt Gott ſeinen Segen(Midr. Tadſche Wajeze) Der Herr muß ſelbſt Knecht ſein, wenn er zu etwas kommen will(Gen. Rabb. Toldot). Wer ſich durch redliche Arbeit ernährt, iſt dem Frömmler vorzuziehen (Ber. 8). So wie die Thora iſt auch die Arbeit heilige, göttliche Offen­barung. Selbſt das Manna, welches vom Himmel herabregnete, erfor­derte Arbeit auf dem Felde, fiel Niemand in den Schooß, mußte aufge­leſen werden(Jalkut Beſchallach.Ohne Arbeit keine Mahlzeit (Schabb. 153).Wohlthätig iſt die Arbeit, ſie ſpornt ſtets zu neuer Thätigkeit an(Gittin 67). Erſt, wenn der Menſch mit beiden Händen ſeine ganze körperliche und geiſtige Kraft anſpornt, ſendet Gott feinen Bei­ſtand(Tachuma).Arbeit ehrt und ernährt(Jer. Schekalim). 11) Als Gott ſprach; Dornen und Diſteln ſoll Dir die Erde wachſen laſſen, da