Heft 
(1955) 4
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unsere Zeit erhalten hat. Derartige entwicklungsgeschichtlich alte Arten sind eine große Seltenheit.

Von größtem Interesse für die Verwandtschaftsforschung sind die Fort- pflanzungsverhältnisse dieser alten Pflanzenart, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Es soll aber erwähnt sein, daß es in Europa selten gelingt, aus Samen Pflanzen zu ziehen. Bei uns in Perleberg wäre es ohnehin ein aussichtsloses Beginnen; denn die Pflanzen sind zweihäusig, und wir verfügen lediglich übereineJungfer Ginkgo biloba, die fern ihrer

Heimat ein recht entsagungsvolles Leben zu führen verdammt ist Dennoch hadert sie nicht mit dem Schicksal, sondern entfaltet alljährlich im Mai, zunächst zaghaft, dann stürmisch ihre Blätter, um sie dann im Herbst wie unsere einheimischen Laubbäume abzuwerfen.

Diese Pflanzen wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Deutschland eingeführt, und seitdem findet man sie in den meisten botanischen Gärten und teilweise auch in Parkanlagen. Es sei in diesem Zusammenhang an die Rolle erinnert, die der Ginkgo biloba in Goethes Leben gespielt hat. Als er 1815 seine Vaterstadt Frankfurt besuchte, sah er den Baum im Zier­garten eines Frankfurter Kaufherrn, und er, immer auf der Suche nach der Urform und der Metamorphose der Pflanze, fand sich durch die selt­same Form des Blattes gefesselt. Sie wurde ihm Sinnbild seiner Freund­schaft und Liebe zu Marianne von Willemer, der jungen 31jährigen Frau

Blätter und Frucht eines Ginkgobaumes V* nat. Größe

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