DR. WEGENER, KYRITZ
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Die mittelalterlichen Burgen waren steinerne Symbole des Feudalismus. Der ursprüngliche Wortsinn der Burg ist ein befestigter Ort, in dem man sich bergen kann, in dem man geborgen ist. So waren die meisten der in Sümpfen liegenden slawischen Ringwälle Fliehburgen, in denen Menschen und Vieh sicher waren. Aber neben diesen mehr passiven Sinn der Burgen trat sofort ein zweiter, hervorragend aktiver: schon viele der slawischen Burgen waren Sitze von Häuptlingen, welche über bestimmte Straßen Macht und Herrschaft ausübten. Als die Prignitz um 1150 deutsch wurde, setzten die neuen Herren des Landes sich sofort in diesen alten Machtpunkten fest, es entstanden die deutschen Stadtburgen. Diese waren nun landesherrlich oder Sitze der Vasallen. Im Laufe der Zeit gelang es vielen Städten, diese Burgen selbst zu erwerben und niederzulegen. Draußen im Lande lagen die Ritterburgen, durchweg an wichtigen Handels- und Heerstraßen. Diese alten Straßen verliefen oft ganz anders als die heutigen Chausseen. In älterer Zeit strahlten sie aus von Wittenberge und Havelberg, erst sehr spät von Berlin aus, denn Berlin wurde erst 1486 ständige Residenz. Die Askanier residierten in Brandenburg an der Havel, Karl IV. machte Tangermünde und Frankfurt zu Verwaltungszentren.
Man kann von den Burgen der Prignitz nicht sprechen, ohne das System der mittelalterlichen Straßen, die sie kontrollieren mußten, zu betrachten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß ein Tagesweg zu Fuß oder mit dem Lastwagen 28 bis 30 km betrug, nicht mehr. Man kann ohne weiteres schließen, wenn die Chausseestrecke zwischen Kyritz und Perleberg 40 km beträgt, daß es sich hier nicht um eine mittelalterliche Straße handeln kann. Übrigens durften die Straßen nicht durch sehr lange Sanderfläche führen, weil die Pferde alle drei Stunden getränkt werden mußten. Verdächtig sind von vornherein alle schnurgerade mit dem Lineal gezogenen Wege, im Mittelalter schmiegten sich notwendigerweise die Straßen dem Gelände an.
Die Rittergeschlechter, welche dann die Burgen der Prignitz erbauten, kamen während des „Wendenkreuzzuges“ 1149/50 hauptsächlich aus der Altmark. Wir beginnen unsere Betrachtung daher am besten an der Elblinie. Die wichtigsten Übergänge waren hier die bei Lenzen, bei Wittenberge und bei Havelberg.
Lenzen erscheint schon 789, als Karl der Große ein Kastell auf dem etwa 70 m hohen Höhbeck erbaute und nach Lenzen hinüberging, wo er ebenfalls, wohl auf dem Burgberg, ein Kastell errichtete. Wieder hören wir von
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