Heft 
(1956) 10
Seite
318
Einzelbild herunterladen

HERMANN GIESE, WITTENBERGE

Die Entwicklung des Eisenbahnknotenpunktes

Wittenberge

Nachstehend veröffentlichen wir einen weiteren Auszug des in Heft Nr. 8 begon­nenen Aufsatzes.

Der Güterverkehr

Ab 1. Januar 1847 wurden die aufkommenden Güter von je einem Güterzug in beiden Richtungen aufgenommen. An drei Tagen in der Woche fuhr man noch einen Extragüterzug mit Übernachtung in Wittenberge.

Im Jahre 1847 überwogen die Einnahmen aus dem Personenverkehr noch die des Güterverkehrs.

Die Direktion der Berlin-Hamburger Bahn erkannte aber damals, im Gegensatz zu anderen Eisenbahnen, daß dem Güterverkehr eine bedeu­tende Rolle zukam.

Schon im Jahre 1848 trat ein Umschwung zugunsten des Güterverkehrs ein, der durch günstige Frachtsätze laufend gesteigert wurde.

1847 bei der Eröffnung machte man einen Unterschied zwischen Eilgut und je einer Klasse für Artikel in höherer und gewöhnlicher Fracht.

Ein Unterschied zwischen Stückgut und Wagenladungen wurde nicht ge­macht. Für wenig sperrige Güter erhob man einen Frachtzuschlag von 50 Prozent.

Anderen Bahnen gegenüber waren die Güterfrachten erheblich billiger auf der BHB. Das hatte seine Ursachen einerseits in der Elbkonkurrenz der Schiffahrt und andererseits in der erheblichen Belastung mit Durchgangs­zöllen.

1851 mußte mehr als der vierte Teil der Fracht für sämtliche gefahrenen Güter an den Zoll abgeliefert werden. Es fehlte damals noch ein all­gemeines Handelsrecht, und aus den verschiedenen reglementarischen Be­stimmungen waren Rechte und Pflichten sehr unterschiedlich festzustellen. Es gab auch keinen einheitlichen Frachtbrief.

Wenn in Wittenberge Güter nach Hamburg ausgeliefert wurden, dann mußten diese nach Zollgewicht verwogen werden. 107 Pfund preußischen Handelsgewichts waren gleich 100 Pfund Zollgewicht. Diese Arbeit mag dem Güterexpedienten Gustav Hildach damals oft recht schwer geworden sein. 1847 konnte man auch schon Vieh verladen. Aber Großvieh wurde ohne Begleiter nicht angenommen. Man haftete auch nur für die Brandschäden. Die Frachtsätze betrugen:

Rindvieh für 1 Stück auf das km 11,3 Mpf

Fette Schweine für 1 Stück auf das km 1,7 Mpf

Magere Schweine für 1 Stück auf das km 1,1 Mpf

318