der Himmel voller Geigen. Die Eltern waren zum Ball, und das Baby wollte nicht schlafen. Da tauchte das zur Betreuung daheim gebliebene Hausmädchen den Nuckel immer wieder in den süßen Kümmel. Der kleine Fritz lutschte gierig, und schließlich lag er blau und wie leblos da. Das Mädchen bekam es mit der Angst, lief auf den Ballsaal und holte die Eltern. Diese riefen erschrocken und schleunigst den Arzt. Der untersuchte, fragte, sah die Flasche und sagte den besorgten Eltern schließlich: „Nur keine Angst, der kommt wieder zu sich. Ist bloß sternhagelvoll. Geht man wieder hin und macht es ebenso.“
Als Schüler war er nicht immer ein Musterknabe. Besonders die geheimnisvollen und teilweise recht komplizierten Zusammenhänge der Zahlenwelt waren ihm oft ein Buch mit sieben Siegeln. Dafür wußte er aber im Walde Bescheid, kannte die Nisthöhlen der Eulen und die Horste der Raubvögel, und als er einst beim Indianerspiel der Perleberger Karl-May-Jünger ins Gedränge kam, da sprang er kurz entschlossen in voller Kriegsbemalung in den Delaware, der hier durch unsere heimatliche Stepenitz vertreten war, und entkam so schwimmend seinen verblüfften und weniger beherzten Verfolgern.
Die handwerkliche Lehrzeit absolvierte Fritz Martins beim Vater in der Tischlerwerkstatt. 1908 wurde er Geselle und arbeitete als solcher in Berlin. Doch dann trieb es ihn weiter hinaus. Er durchwanderte nach zünftiger Handwerkerart das deutsche Vaterland, schaute hier ein und lernte dort, arbeitete in Mainz, Köln und Hannover, weitete mit offenen Sinnen den Horizont und erwarb so die Grundlagen für sein späteres Können und auch die Lust zum lernenden Reisen, die ihn sein ganzes Leben lang dann nicht losließ. Eine wertvolle Zeit vertiefenden Studierens schloß sich 1912 und 1913 auf der Baugewerksschule in Neustadt-Glewe an, sie fand ihre Fortsetzung 1914 und 1915 auf der Kunstgewerbeschule in Berlin. Dann mußte Fritz Martins in den Krieg.
Nach Ende des Krieges ging Fritz Martins wieder zu seinem Vater ins Geschäft. Er legte mit bestem Erfolg die Meisterprüfung ab, und am 1. Januar 1924 übernahm er das Geschäft des Vaters. Dem Handwerksbetrieb, der von 1849 von seinen Vorfahren am St.-Nikolai-Kirchplatz betrieben wurde, gliederte er das Möbelgeschäft in der Bäckerstraße an. Seine Tatkraft und seine Schöpferfreude waren so zum vollen Leben erwacht und haben sich dann in der Folgezeit weitgehendst und erfolgreich entfalten können.
Der junge Meister lieferte ideenreiche und in jeder Hinsicht gediegene Arbeit. Er gewann geschickte und getreue Mitarbeiter. Bald konnten Werke geschaffen werden, die feinen Kunstsinn und höchstes handwerkliches Können offenbarten. Besonders ehrenvolle Aufträge kamen herein: Möbelstücke individueller Art, geschmackvolle Täfelungen und Innenausstattungen, Portale, Altäre und vieles andere, das hier und da in unserer
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