Heimat steht, und das noch auf Jahrzehnte hinaus den aufmerksamen und kunstsinnigen Betrachter erfreuen wird. Zu seinen schönsten Arbeiten gehörten Restaurationen im Havelberger Dom, die er gemeinsam mit dem Regierungsbaurat Hassenstein durchführte. Die äußere Ehrung fand das handwerkliche Können von Fritz Martins dadurch, daß ihn seine Berufskollegen bald zum Obermeister ihrer Innung wählten. Er hat dieses Amt 20 Jahre hindurch innegehabt.
Das feine Einfühlungsvermögen des jungen Meisters aber in die Möbelkunst und in die Stilarten vergangener Epochen hatten ihn auch mit einem anderen Manne in Berührung gebracht. Der Sammler Wilhelm Ratig, der zum Begründer des Perleberger Heimatmuseums geworden war, brachte manches alte, kulturell wertvolle Möbelstück vergangener Zeiten, das der Ausbesserung bedurfte, zu Fritz Martins in die Werkstatt. Der immer interessierte und immer sich gut einfühlende Meister nahm sich der Dinge an und wurde so bald zu dem geschickten Restaurator, als den wir ihn kennengelernt haben. Er spezialisierte sich durch gründliches Studium, und sein Wissen und Können auf diesem Gebiete wuchsen so, daß er bis an sein Lebensende für unsere ganze Heimat hier als entscheidende Autorität galt.
Aus dieser Zusammenarbeit mit Wilhelm Ratig erwuchs bei Fritz Martins die Liebe zu den Dingen in unserem Heimatmuseum. Um 1920 erblühte sie und blieb, sich stetig steigernd, 36 Jahre lang lebendig. Sein Opfergeist und seine stete selbstlose Einsatzbereitschaft ließen ihn fortan oft stunden- und tagelang im Museum sein, und dieses Schaffen ließ schließlich in Wilhelm Ratig den Wunsch aufkommen, daß der junge Tischlermeister das Erbe seines Lebenswerkes lebendig erhalten möge. Wilhelm Ratig hatte gesehen, wie zielbewußt und doch behutsam er in seiner Arbeit war, und wie er es verstand, sich mit den erforderlichen Mitarbeitern zu verbinden. Dazu gehörten vor allem Max Zeisig, der als Sammler, Fotograf und Künstler weithin bekannt war, später Ferdinand Meyer, der die umfangreiche Verwaltungsarbeit übernahm und sich dann besonders in der Vorgeschichte spezialisierte, Werner Gragert, der als Bibliothekar und Archivar, als Sippenforscher und Publizist dem Museum diente.
Auf seinem Sterbebette hatte Wilhelm Ratig die Zusage Fritz Martins, und so konnte er beruhigt die Augen schließen. Er wußte sein Werk in besten Händen. Nach Ratigs Tode im Jahre 1928 wählten die maßgeblichen Instanzen Fritz Martins zum neuen Leiter des Perleberger Heimatmuseums. Ferdinand Meyer wurde Stellvertreter und gleichzeitig spezieller Pfleger der vorgeschichtlichen Abteilung. Beide Männer verband in der gemeinsamen Arbeit eine feste Freundschaft. Ihr Werk fand dadurch Anerkennung, daß das Museum offiziell zum Kreismuseum der Westprignitz wurde.
310