Heft 
(1956) 10
Seite
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Fritz Martins hatte dem Museum, das bald vom Lyzeum in die jetzigen Räume Am Mönchort übersiedelte, sein heutiges Gepräge gegeben. Er schuf große- und helle Räume. Er hatte Freude am Licht und an jedem Sonnenstrahl, der zwischen den alten Schaustücken tanzte. Er vereinte vollendet das Ästhetische und das Praktische. Er schuf mit seinen Mit­arbeitern einen klaren und übersichtlichen Aufbau, und er lieferte aus seinen Ideen und aus seiner Werkstatt Vitrinen und sonstiges Schaugerät, das in jeder Hinsicht vorbildlich war. Das Objekt sollte in seiner ganzen Wirkungsmöglichkeit sich entfalten und zur Geltung kommen, das Schau­gerät selbst aber mußte völlig unaufdringlich und zurückhaltend bleiben. So kann man von seinen Schaukästen sagen, daß sie wenig Holz und viel Glas haben, daß sie diskret hinter die Schaustücke zurücktreten und daß sie so im Stil zeitlos und immer schön sind. Diese wirkungsvolle Zur­schaustellung der Gegenstände im Verein mit der überaus großen Reich­haltigkeit des Gesammelten und Dargebotenen hat unserem Museum zu seinem guten Rüf verholfen. Wenn heute die Heimatfreunde und auch sachverständige Besucher aus allen Teilen Deutschlands, ja selbst darüber hinaus, in unser Museum kommen und sich zu ihm dieserhalb freuen, wenn es anerkannterweise hinter Stralsund und Schwerin das reichhaltig­ste Heimatmuseum im nördlichen Teil der DDR ist, so darf das Fritz Mar­tins auch noch nach seinem Tode ein Lob sein.

Zu den größten Erfolgen unseres Museums in der Vorkriegsarbeit unter Fritz Martins Leitung gehörte die Sonderausstellung700 Jahre Perle­berg im Jahre 1939. Sie hatte innerhalb einer Woche über 2000 Besucher. Als nach dem Tode von Caemmerer und Dr. Nickel der Heimatverein einer neuen Führung bedurfte, wählte er sich Werner Gragert, Fritz Mar­tins und Ferdinand Meyer zum Vorstand und fuhr sehr gut dabei. Dieses Triumvirat konnte der Gemeinschaft der Heimatfreunde viel Wissen um die heimatlichen Dinge vermitteln.

1939 hat Fritz Martins geheiratet. Er fand als reifer Mann auf der Höhe seines Schaffens eine Lebensgefährtin, die auch für seine umfangreiche Museumsarbeit Verständnis und Liebe mitbrachte, und er fand auch in seinem Kinde ein häusliches Glück, das ihn nur noch inniger und warm­herziger an seine Arbeiten gehen ließ. Doch der zweite Weltkrieg stoppte alle seine großen Pläne. Fritz Martins konnte in ihm nur hüten und be­wahren. Jede Nacht, wenn die Sirenen gingen und die Menschen aus der Nachbarschaft in die geräumigen Keller des Museums eilten, war Fritz Martins zur Stelle und sah nach dem Rechten. Als der Zusammenbruch des Hitlerstaates auch manches im Museum zerschlug und als vor allem kostbarste Schätze der Stadt in Gefahr waren, da war Fritz Martins wiederum da. Wichtigste alte Urkunden, auch die von der Gründung un­serer Stadt, lagen auf Fluren und Treppen des Rathauses und auch drau­ßen zerstreut. Fritz Martins achtete nicht seine eigene Sicherheit, sondern

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