Heft 
(1956) 2
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war er ein eifriger Verfechter des Christentums und gründete mehrere Klöster, so auch in Lenzen, vermutlich auf dem Gelände des jetzigen Schul­hofes. Doch der Widerstand der heidnischen Bevölkerung, vielleicht noch besonders angeregt dadurch, daß auf dem Ysekenberg, dem heutigen Marienberg, ein Heiligtum für die Verehrung der Wendengötter stand, wuchs immer mehr, und so wurde Gottschalk am 7. Juni 1066 in der Kirche zu Lenzen auf Anstiftung seines Schwagers Blusso ermordet.

Damit war für fast ein Jahrhundert dieses Gebiet wieder rein heidnisch- slawisch. Uber die Ermordung Gottschalks berichtet ein zeitgenössischer Chronist, Helmholdt, in dem BuchChronica slawarum, liber 1,22:In urbe Leontio quae alio nomine Lenzin dicitur . . . (in der Stadt Leontium, die mit einem anderen Namen Lenzin genannt wird). In diesem Satz ist einmal der lateinische Name Lenzens, Leontium und dann auch die sprach­liche Form Lenzin enthalten, die fait schon der heutigen entspricht. Diese sehr früh angegebene Form des Namens weist auf das pomoranische (west­slawische) Lencno hin, was soviel wieBruch,Sumpfwiese bedeutet. Aus dem oben zitierten lateinischen Satz geht ferner hervor, daß Lenzen schon um 1150 als Stadt bezeichnet wird (in urbe), hingegen die Chro­nisten berichten, daß die Stadtrechte für Lenzen und Perleberg erst im Jahre 1239 verliehen und in der Urkunde vom 11. Juli 1252 durch Markgraf Otto III. nochmal bestätigt worden sind.

Unter Albrecht dem Bären wird die Eroberung der ostelbischen Gebiete fortgesetzt, und somit beginnt auch gleichzeitig die Geschichte der Ver­pfändung Lenzens. Im Jahre 1190 wurde es dem Edlen zu Putlitz als Lehen gegeben. Durch den ständigen Wechsel der Lehnsherrschaften und die da­mit verbundenen immer erneuten größtmöglichsten Ausnutzungen ihrer Lehnsrechte hat Lenzen viel gelitten. 1336 wurde die Stadt zusammen mit Dömitzmit allen Gerechtsamen und Gerechten, mit allen Nutzungen, die zu beiden Seiten der Elbe dazugehören, für 6500 Mark Silbers und Gewichts an den Grafen Heinrich von Schwerin und seine drei Vetter verpfändet. Als besonderen Nachteil für die Stadt hatte es sich erwiesen, daß sie zu fast allen Zeiten ein Grenzort war und damit in die Zwistigkeiten ihrer Nachbarn geriet, so der Herzoge von Mecklenburg und Pommern, von Lüneburg und des Erzbischofs von Magdeburg.

Unter der Herrschaft der Bayern und Luxemburger, die dem Lande meist fernblieben, obgleich sie seine Regenten waren, brachen geradezu chaotische Zustände aus. Das Fehdewesen nahm im Lande überhand und Raubritter belagerten die Landstraßen und plünderten die Reisenden aus. So saßen 1385 die Raubritter Cuno und Nikolaus von Quitzow auf der Burg Lenzen, drangen von hier aus weit in ihre Nachbargebiete ein. Ihre Überfälle wurden derartig dreist, daß sie sogar am Tage auf offener Straße den Domherrn von Schwerin, Friedrich Junge, überfielen und in Gefangenschaft nach der Burg Lenzen verschleppten. Er ist schon nach wenigen Tagen eines

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