Heft 
(1957) 1
Seite
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EMIL R. MÜLLER, NEUSTADT/DOSSE

Der Krieg um den Roddahn

In früheren Zeiten, d. h. vor der Entwässerung des Urstromtales im Unter­lauf des Rhins, der Dosse und der Jägelitz und der Besiedlung dieses Ge­bietes um die Mitte des 18. Jahrhunderts, verstand man unter Roddahn die gesamte Gemarkung von Dreetz über Lohm bis Breddin und hinüber bis zur Grenze von Rhinow und Vehlgast. Um dieses Gebiet mit seinen damals reichen Waldbeständen, Wiesen- und Ackergründen wurde jahr­hundertelang ein Kleinkrieg geführt, der in der Zeit des Faustrechts in seiner Entsetzlichkeit und an Erbitterung dem des Dreißigjährigen Krieges um nichts nachstand. Und da Totschlag damals nicht unter Straftaten fiel, so waren der Roheit auch keine Grenzen gesetzt. Prozeßakten und Be­schwerdeschriften der einzelnen Parteien, der von Kröcher, der Grafen von Königsmark, des Vogts von Neustadt, der Kyritzer, der Wusterhausener, der Stüdenitzer und der Sieversdorfer, häuften sich bei den jeweils herr­schenden Fürsten. Und alle diese Streiter stützten sich auf verbriefte Rechte an dem Roddahn. Doch halten wir einen kurzen Rückblick und versetzen uns in die damalige Zeit.

Nachdem die askanischen Markgrafen ausgestorben waren, belehnte Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1323 seinen Sohn Ludwig I. mit der Mark Brandenburg. Doch in der Mark herrschten als Folge der kühnen Er­oberungspolitik der Askanier chaotische Zustände, die nunmehr durch die schwache Regierung der Wittelsbacher begünstigt und noch verschärft wurden. Aus den verzwickten Rechts- und Lebensverhältnissen entstanden immer und immer wieder Streitigkeiten, die man zuerst durch Verträge, dann durch Geldentschädigungen oder Tausch zu schlichten versuchte. Hierdurch wurde jedoch die Sachlage noch verwirrter. Und wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab, dann mußte das Schwert entscheiden. So ent­wickelte sich das Fehdewesen, das ein gewaltiges Ausmaß annahm, wobei meistens Recht und Unrecht nicht mehr zu unterscheiden waren. Diese Fehden, ein Kleinkrieg des Adels untereinander, brachten unsere engere Heimat immer mehr an den Rand des Verderbens.

Auch Markgraf Ludwig war wie seine Vorgänger gezwungen, in seinem Liebeswerben um die Gunst der Ritter und Städte nicht zu erlahmen,

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