HEINRICH WITTE , WITTSTOCK
Freyenstein zur Zeit der französischen Besetzung
Lenin, dem Schöpfer und Führer der Sowjetmacht, ist es stets gelungen, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. An Beispielen aus der Geschichte hat er die Notwendigkeit unvermeidlicher Entschlüsse und Handlungen verständlich gemacht. Er hat seinem Volk damit Mut und Zuversicht gegeben, um aus schwierigen Situationen herauszukommen.
Im Februar 1918 führte die junge Sowjetmacht einen Kampf auf Leben und Tod. Alle kapitalistischen Staaten hatten sich aufgemacht, der Sowjetmacht den Todesstoß zu versetzen. In dieser Lage verwies Lenin das russische Volk auf das Vorbild des deutschen Volkes in den Jahren 1807 bis 1813.
Dieses historische Beispiel steht in einem praktischen Zusammenhang mit der Geschichte der Vergangenheit und den Ereignissen der Gegenwart. Der Kampf des deutschen Volkes gegen Napoleon, und besonders der Tilsiter Friede haben in ihrer Wirkung auf das deutsche Volk sehr viel Ähnlichkeit mit den augenblicklichen Machenschaften der westlichen Alliierten in Westdeutschland. Das russische Volk hat im Jahre 1918 die Worte Lenins verstanden und die Lehren aus dem Widerstandskampf des deutschen Volkes gegen Napoleon beherzigt. Darum haben wir allen Grund, uns unserer ruhmreichen Vergangenheit zu erinnern. Daraus können wir die Lehren für einen nationalen Kampf gegen die amerikanischen Okkupanten und ihre westdeutschen Trabanten ziehen.
Am 14. Oktober 1806 gelang es der napoleonischen Armee, die preußischen Truppen in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt zu schlagen. Sie endete mit der Vernichtung und völligen Auflösung des preußischen Militärstaates, der nun vollkommen zertrümmert war. 14 Tage nach dem Siege von Jena und Auerstädt befand sich Napoleon in Berlin und war damit Herrscher über ganz Deutschland. Auch in die Stadt Freyenstein kamen französische Soldaten, um hier Quartier zu nehmen. Für das ganze Land begann nun eine furchtbare Zeit. Jeder Einwohner hatte unter den Schikanen der französischen Besatzungsarmee zu leiden. Im ganzen Lande waren 150 000 französische Soldaten. Für alle Unterhaltungskosten mußte ausschließlich die Bevölkerung aufkommen. Sie hatte Lebensmittel zu lie-
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