Heft 
(1957) 1
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fern, unentgeltlich Quartier zu stellen, mußte Plünderungen und Er­pressungen über sich ergehen lassen, ohne die Möglichkeit und das Recht der Gegenwehr.

Darüber berichten viele Akten aus der Stadt Freyenstein: Ein Bürger, Fritz Weidele, stellte für die Stadt eine Rechnung über 4 Taler und 13 Groschen aus. Die Franzosen haften für diese Summe Branntwein bei ihm getrunken. Andere Bürger lieferten Heu, Stroh, Getreide, Pferde und Schlachtvieh. Ein Schreiben des Herrn von Winterfeld vom 5. Oktober 1807 an das Kreisdirektorium berichtet, daß er auf dem Schlosse für sechs fran­zösische Offiziere nebst Bedienten und dem Sekretär neun möblierte Zimmer mit Betten bereitstellen mußte. Für diese Einquartierung hatte er täglich zweimal die Tafel zu decken. Bei jeder Mahlzeit wurden vier verschiedene Gerichte gereicht. Dazu hatte er außerdem den Wein, Rum, Kaffee und Zucker zu liefern. Die Kosten werden weiter erhöht, weil fast täglich zum Rapport und bei anderen Angelegenheiten zwei bis drei fremde Offiziere erschienen, die auch bewirtet werden sollten. Oft verlangten sie auch Nachtquartier. Während der Einquartierungszeit mußten 225mal Vor­spannpferde gestellt werden, die mehrmals bis nach Havelberg Dienst leisten mußten. Es wurden auch 50 Mann als Fußboten gestellt. 39 Scheffel Hafer, 225 Bund Heu und ebensoviel Stroh mußten geliefert werden. Hier­bei sind die Plünderungen und freiwilligen Spenden nicht gerechnet. Jeder gab gern, wenn er wußte, daß er nicht mißhandelt wurde. Herr Winterfeld bat, daß man den Leuten später alles zugute schreiben möchte. Dieses Gesuch war eine Antwort auf einen Brief vom September, der lautet:Da bei den stets sich erneuernden Requisitionen des Kaiserlichen Französischen Kriegskommissars Herrn de Beyle zu Braunschweig wegen Gestellung von Vorspannpferden es unmöglich wird, die Pferdebesitzer hiesiger Provinz fernerhin mit Fuhren zu übersehen, so müssen wir das Vorwerk Neu-Cölln ersuchen, den 29. morgens um 3 Uhr 2 Wagen mit 4 Pferden in Wittstock zu gestellen. Die Fuhre geht bis Mirow und laden die Wagen jeder eine gewisse Quantität Mehl, doch im Verhältnis, daß etwa ein Wispel Haferlast gerechnet wird.

Ein weiteres Beispiel ist wieder eine Rechnung des Bürgers Weidele, der den Franzosen Branntwein, Papier und Licht liefern mußte. Die Bürger Johann Neßler, Fahl, Soltmann, Caspar Kohlmetz, Homuth und Weide­bracht aus Buddenhagen lieferten Ochsen und Schlachtkühe, wofür sie 17 bis 33 Taler erhielten. Zur Verpflegung der Pferde mußten Heu und Korn geliefert werden. Für die 14tägige Einquartierung mußten 198 Taler und 18 Groschen aufgebracht werden. Dieser Betrag wurde auf alle Häuser verteilt. Auch im Jahre 1808 stellten die Franzosen Forderungen. Es sind verschiedene Ablieferungsscheine bekannt. Nach diesen mußte nach Havel­berg, Wittstock und Kyritz Hafer, Heu und Stroh gebracht werden. Alles mußte sorgsam gebunden, je Bund zu 10 und 20 Pfund abgewogen und von

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