Heft 
(1957) 1
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bester Qualität sein. Wenn die Gemeinde nicht in Natura abliefern konnte, so mußte sie von Händlern kaufen lassen. Der Kreis hatte ebenfalls Natu­ralien abzugeben. Die Gesamtsumme wurde dann auf die einzelnen Dörfer aufgeschlüsselt. So lieferte der Kreis Weizen, Roggen, Hafer und Stroh nach den Magazinen in Berlin, Potsdam, Rathenow und Brandenburg, Rindfleisch nach Charlottenburg. Die Händler Jean Beer und Lear Simon lieferten für den "Kreis 40 Pferde an die französische Armee. Freyenstein mußte für jedes Pferd 20 Groschen bezahlen. Diese Abgaben sind noch erträglich gewesen. Hinzu kamen aber die ungeheuerlichen Kontributionen. Es heißt in einer Verfügung:Nach dem Erlassen der Kgl. Kurmärk. Kammer vom 1. September dieses Jahres sollen zum 4. Kontributions­schreiben von dem platten Lande der Prignitz 95 179 Taler nach der Aus­saat aufgebracht werden. Es ist daher der Beitrag des Gutes Freyenstein 278 Taler und 14 Groschen, welche halb in klingendem Courant und halb in Münze, den Taler zu 36 Groschen gerechnet, angesichts dieses und späte­stens drei Tage nach geschehener Erhebung an die Prignitzsche Kreiskasse zu Perleberg, gegen deren Quittung ganz unfehlbar und bei Vermeidung der militärischen Exekution gezahlt werden müssen.

Ferner mußte Freyenstein im Juli und September 300 Pfund und 900 Pfund Fleisch an das Nitzower Lager liefern. Hierbei wurden wieder viele Bürger Schlachtkühe und Schafe los.

Im Jahre 1809 zogen die Franzosen dann allmählich ab. Aber trotzdem mußten noch Kontributionen geleistet werden. Die Franzosen hatten vor­übergehend noch die Festungen Cüstrin und Stettin besetzt. Für die Ver­pflegung dieser Besatzungstruppen mußte zum Teil auch Freyenstein auf- kommen. Als die Franzosen diese Stadt verließen, nahmen sie heimlich fünf Pferde mit. Es wurden die Bürger Hartwig Havemann, Joachim Mahnk, Johann Ehrke, Heinrich Zander und die Witwe Gebert bestohlen. Bei dem Bürger Weidele taten sich die abziehenden Offiziere noch einmal gütlich und hinterließen 11 Taler und 10 Groschen Schulden. Wie aus Urkunden ersichtlich ist, lieferte Freyenstein Heu und Stroh für die preußische Armee nach Havelberg. Außerdem mußten sich viele junge Menschen zur Musterung in Kyritz stellen. Im Jahre 1812 wurden die Bürger Techen, Fahl, Maneke und Lindow zu 10 Taler Geldstrafe oder 8 Tage Gefängnis verurteilt, weil sie ihre Pferde nicht hergeben wollten. Nur Lindow zahlte die Strafe, während die anderen die Strafe in Wittstock abbüßten. Für Johann Techen hat der Vater Christian Techen die Strafe abgesessen.

So ließen sich noch viele Beispiele anführen, die beweisen, daß die Fran­zosen von der Bevölkerung nur als Räuber angesehen wurden. Der Haß der Einwohner wurde von Tag zu Tag größer. Jeder Bürger war davon überzeugt, daß die französische Besatzungsmacht den sicheren Untergang aller Menschen mit sich bringt. Die Bevölkerung hatte alle Lasten zu

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