WILLY GÄDKE, PERLEBERG
Der märkische Weinbau und der Perleberger Weinberg
Während der Weinbau im Moseltal und am Mittelrhein schon im 3. Jahrhundert heimisch war, hat er in die Mark seinen Einzug erst im 12. Jahrhundert gehalten. Die ersten urkundlichen Beglaubigungen vom Vorhandensein von Weinbergen stammen vom Bischof Willmar von Brandenburg, der im Jahre 1173 gestorben ist. Von ihm werden Weinberge erwähnt auf dem Harlunger Berge (heute Marienberg). Die bedeutsamste Förderung erfuhr der Weinbau jedoch erst im 15. Jahrhundert unter der Regierung des ersten Hohenzollern in Brandenburg. Jetzt entstanden Weinberge in beträchtlichem Ausmaß um Berlin, Potsdam, Werder, Mittenwalde, Zossen, Templin, Wriezen, Fürstenwalde, Beeskow, Treuenbrietzen, Frankfurt a. O. und Rathenow. Ansiedler vom Rhein und aus Franken brachten fränkische Reben hierher. Besonders begehrt war der Zossener Wein. Berlin zählte allein 74 Weinberge und Cölln an der Spree 22. Es muß ziemlich viel Wein angebaut worden sein, denn schon im 16. Jahrhundert wurde märkischer Wein nach Sachsen, Thüringen, Böhmen, Preußen, Polen und sogar nach Rußland stark ausgeführt. Im Jahre 1598 wurde bereits eine Weinmeisterverordnung erlassen, die Bestimmungen über die Behandlung des Weinstocks enthielt. Besonders wertvoll sollen die Weine von Guben und Cottbus gewesen sein. Der märkische Wein muß einst in beträchtlichen Mengen vertilgt worden sein. Man sagt, die Märker wären mehr Quantitätstrinker als Qualitätstrinker gewesen. Denn anscheinend ist der Wein nicht immer und nicht überall gleich lieblich zu trinken gewesen. Man sagt von ihm, daß dem Trinker wegen der Herbheit oft die Tränen in die Augen kamen. Ein Spottvers sagt von ihm: Der Märkwein rinnt allewege durch die Kehle wie eine Säge. Und doch muß er viel getrunken worden sein, denn in einer Polizeiverordnung' aus dem Jahre 1540 heißt es zum Beispiel, daß den Frauen, die das Kind bei der Taufe halten, vor ihrem Gang in die Kirche
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