nicht mehr als einhalb Stübchen Bier oder Wein zu trinken gereicht werde. (Einhalb Stübchen sind ca. 2,4 Liter).
Es klingt heute fast wie ein Märchen, wenn erzählt wird, daß das alte Berlin einst zu den bedeutendsten weinbauenden Städten Norddeutschlands gehörte. Heute erheben sich auf dem alten Berliner Rebengelände ganze Stadtteile. Der „hohe Weinberg“ wird von der heutigen Charitee ausgefüllt. Um den Alexanderplatz herum reifte die Traube in 10 Weinbergen. Unter dem Namen „Cöllnische Weinberge“ war die große rebbebaute Fläche des Kreuzbergs bekannt. Aber auch die Hügel bei Tempelhof, Giesendorf und Rüdersdorf waren z. T. mit Reben bestanden. Der jährliche Betrag aller Berliner Weinberge belief sich auf viele Tonnen. Die Weinlese war für Alt-Berlin wie noch heute für den Rhein eine Zeit voller Lust und Freude. Der Berliner „Rießling“ soll von ausnehmend guter Qualität gewesen sein und mit den Rheinweinen aus guter Lage konkurriert haben. Die Nachfolge des einst in Alt-Berlin so verbreiteten Weinbaues haben die Berliner Lauibenkolonisten angetreten. Man behauptet, daß die Hausmacher-Weinfabrikation so verbreitet ist, daß man von einer Großfabrikation von Berliner Tisch- und Besuchsweinen sprechen kann.
In dieser Zeit des weitverbreiteten Weinbaues war es auch, wo sich der Perleberger Weinberg seinen Namen verdient hat. Wir hatten schon erwähnt, daß der erste Hohenzoller ein Förderer des Weinbaues war, aber erst Joachim I. (1499—1535) hat ihn mit persönlichem Interesse und planmäßig gefördert. Er versuchte durch Gewährung von Zollfreiheit, den selbstgezogenen märkischen Weinen weiten Absatz zu verschaffen. Durch den dadurch ermöglichten gesteigerten Versand war es natürlich, daß sich auch die Städte bemühten, Weinberge anzulegen. Auch Perleberg regte sich jetzt. 1541 übereignete die Stadt die sogenannten „Golmer Berge“ an mehrere Bürger zwecks Anlage von Weingärten. Die weisen Stadtväter stellten eine Feldmark zur Verfügung, von welcher die Stadt „anher gar wenig oder schier keinen Nutzen gehabt“. Das Dorf Golm war schon im 15. Jahrhundert wüst. Die Feldmark lag zu beiden Seiten der heutigen Chaussee nach Groß-Buchholz; sie war nach Süden abgedacht und gegen Nord- und Ostwind geschützt, zweifellos also für eine Weinanpflanzung sehr geeignet. Auf dem Sandboden aber war an ein Gedeihen des Weines nur bei liebevollster Pflege zu denken. Man packte den Rebstock in Dung und versenkte ihn in eine wenigstens % m tiefe Sandgrube. Der lose Sand hielt die Wärme der Sonnenstrahlen fest und verhinderte zugleich die Fäulnis der Wurzeln, indem er den feuditen Niederschlag durchließ. Schon 1542 wurde weiteres Land auf dem Golm an neun andere Bürger abgegeben. Größere Besitzer
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