GERHARD KELLERMANN
Trotz alledem!
Zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Kreise Pritzwalk
Zusammengestellt nach Berichten von Wilhelm Struck und Karl Trense
Es war um die Jahrhundertwende. Der Kapitalismus, der sich in dieser Zeit zum Monopolkapitalismus entwickelte, trat in sein letztes Stadium ein. Die Periode des Imperialismus hatte begonnen.
War das Leben der Arbeiter unter kapitalistischen Verhältnissen schon sehr schwer, so sollte der Imperialismus zur furchtbarsten Geißel der Menschheit werden.
Die arbeitenden Menschen stöhnten unter der verstärkten Ausbeutung und waren einer ständig wachsenden Verelendung preisgegeben.
Überall in der Welt verstärkte sich der Widerstand der Arbeiterklasse gegen die brutale Antreiberei der Fabrikbesitzer und Großgrundbesitzer. Die Arbeiter, die erkannten, daß der Einzelne gegen den gutorganisierten Machtapparat der herrschenden Klasse machtlos war, begannen sich in immer stärkerem Maße zu organisieren. Die deutsche Arbeiterbewegung war zu dieser Zeit dank der ständigen Unterstützung durch Karl Marx und Friedrich Engels aus den vorangegangenen Jahren und dank der großen Erfahrungen aus der Zeit des Sozialistengesetzes zur Führerin der gesamten internationalen Arbeiterbewegung geworden.
Die Lehren von Marx und Engels waren um die Jahrhundertwende schon so fest mit der Arbeiterbewegung in Deutschland verwurzelt, daß keine Macht der Welt mehr in der Lage war, diese tiefen Wurzeln auszureißen. Diese Zeit, die gewaltige Klassenkämpfe vorausahnen ließ, ist die Geburtsstunde der Arbeiterbewegung im Kreise Pritzwalk.
Im Jahre 1902 wurde in Pritzwalk eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands in der Stärke von 7 Genossen gegründet. Unter diesen Genossen, die vom Genossen August Bartels als Vorsitzendem geführt wurden, befand sich der Genosse Luchs, der in Pritzwalk als Lehrer tätig war. Wegen seiner Mitgliedschaft in der SPD war er ständigen Maßregelungen ausgesetzt. Er verarmte schließlich so stark, daß er mit einem Hundewagen als Händler durch die Dörfer zog.
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