Heft 
(1957) 1
Seite
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bei verschiedenen Offizieren meldete. Nach vier Wochen kamen wir mit der größten Beschwerlichkeit, da wir täglich nicht fnehr als zwei Meilen machen konnten, in Freyenstein an. Alle Pferde waren so zuschanden, daß wir nicht glaubten, daß eins wieder werden würde. Indessen die anderen drei Pferd^ lebten, nachdem sie den ganzen Winter nicht aus dem Stall konnten, sich wieder erholten, ist meines an dieser Reise krepiert. Ich habe viel Arznei gebraucht. Obgleich ich keine weiteren Beweise in Händen habe, so muß die ganze Bürgerschaft dies bezeugen. Am besten die drei Eürger, die mit mir gefahren haben. Der Magistrat hat den Wert meines Pferdes mit 80 Taler angegeben. Ich bitte, mir den Wert des Pferdes zu ersetzen,

In diesen Kriegsjahren herrschten im Lande verschiedene Viehseuchen. Auch Freyenstein wurde davon in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem brach im Jahre 1812 eine Feuersbrunst aus, die einen großen Teil der Stadt vernichtete. Trotz der vielen Opfer, die von allen gebracht wurden, rotteten sich die Einwohner zu kleinen Scharen zusammen, um die Franzosen zu vertreiben. Freyensteiner Einwohner waren bis an die Elbe gekommen, um ihr Heimatland zu befreien.

Diese Beispiele zeigen, wozu ein Volk fähig ist, wenn es die Wahl zwischen Leben und Tod hat. Wie in Freyenstein, so war es in ganz Deutschland. Mit Stolz und Ehrfurcht denken wir an die Patrioten des Jahres 1813. Sie haben uns gezeigt, daß die Einheit und der Frieden für ganz Deutschland nur zu verwirklichen sind, wenn sich alle Bevölkerungsschichten eng zu­sammenschließen und gemeinsam dafür kämpfen. Wir leben in einer ähn­lichen Situation wie die Menschen von 1806 bis 1813. Wir sind frei und können schaffen, ohne daß uns jemand bedrückt. Aber im Westen unserer Heimat rüsten Junker und Kapitalisten, um uns zu überfallen und zu ver­sklaven. Das sollten wir alle sehen und danach handeln. Jeder Einwohner unseres Kreises sollte zur Verteidigung unserer Heimat bereit sein. Das sind wir unserem Volke und den Patrioten des Jahres 1813 schuldig.