Heft 
(1957) 1
Seite
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tragen. Die Junker wälzten alles auf das Volk ab. So litt das Volk bittere Not. Es ernährte sich fast nur von Kartoffeln und Salz, Suppen mit Schwarzbrot und Haferbrei. Nur besser bemittelte Leute konnten es sich leisten, einmal in der Woche Fleisch auf den Tisch zu bringen.

In den Jahren 1806 bis 1813 hatte das Volk viel gelernt. Der Widerstands­geist erwachte und erfaßte jung und alt. 1813 war das Jahr der großen Ereignisse. Es begann der Befreiungskrieg gegen die napoleonische Fremd­herrschaft. Auch hierüber berichten Urkunden aus Freyenstein. Schwer waren die Abgaben, die in diesem Jahr geleistet werden mußten. Roggen, Hafer, Stroh und Heu forderten die Franzosen, dann mußten die ersten russischen Truppen versorgt werden, und nicht zuletzt die preußischen Truppen in Pritzwalk und Perleberg. Pferde wurden für die Armee nach Beeskow und Fürstenwalde geschickt. Schanzarbeiter wurden für Befesti­gungsanlagen nach Spandau gesandt. Die Bürger leisteten Fuhren für die vaterländischen Truppen. Es mußte ein vierspänniger Wagen mit breiten Leitern und mit Gefäßsäcken versehen sein. Es sind verschiedene solcher Wagen gestellt worden. Einer mußte zum Beispiel gegen Abend in Potsdam sein und Futter für acht Tage mitbringen. Ein anderer Wagen sollte sich in Brandenburg stellen. Dieser Wagen fuhr von dort nach dem Schlachtfeld von Möckern. Daß 1813 auch russische Truppen in Freyenstein waren, beweisen Quittungen von verschiedenen Bürgern, die mit einem Wagen nach Perleberg geschickt wurden, um für die Kosakenpferde Hafer zu holen. Weiter gibt es eine Liquidation der Kaiserlich-Russischen Truppen, die bescheinigt, daß Verpflegung ausgegeben wurde. Es sind die Portionen und deren Anzahl darauf vermerkt. Es war auch möglich, daß die Fuhren abgelöst werden konnten. So erhielt der Kaufmann Lajarus aus Branden­burg Geld, weil er für Freyenstein Fuhren gemacht hatte.

Als der Aufruf des Königs erschien, da zogen auch aus Freyenstein viele Freiheitskämpfer in den Kampf. Es waren dies der Unteroffizier Brasch, Kirchenrat Fritz, Förster Pagels, Ackerbürger Christian Havemann und Friedrich Lindenberg, dessen Ausrüstung, wie Säbel, Pulverhorn, Pistole und eine geschenkte Pfeife heute noch in Freyenstein existieren müßten. Auch die Frauen der Stadt beteiligten sich an dem Kampf gegen Napoleon. Sie nähten Hemden für die Landwehr. Alle Menschen brachten schwere Opfer. Der Bürger Johann Beckmann beschwerte sich beim König und schrieb:Mit den Bürgern Zander, Johann Alpermann und Friedrich Schwuls mußte ich einen Wagen in Potsdam stellen. Von dort mußten wir drei Wochen ununterbrochen russische Truppen fahren. Da wir aber nur für 8 Tage beordert waren, wurde uns der Hafer alle. Dabei hatten wir schwere Fuhren zu machen und wohl nie einen Tag unter sieben Meilen. Unsere Pferde wurden zuletzt so schlecht, daß sie nicht mehr von der Stelle wollten. In Möckern bei Leipzig sollte ich einen Schein haben, daß ich drei Wochen gefahren habe, ist aber nicht geschehen, obgleich ich mich

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