Die Aktionen gegen Kapp erforderten die Bewaffnung der Arbeiterklasse, da Kapp in der reaktionären Reichswehr ein bewaffnetes Organ besaß, das gewillt war, unter allen Umständen mit den revolutionären Arbeitern grausam abzurechnen.
So organisierte das Streikkomitee eine Aktion zur Aushebung eines Waffenlagers auf dem Gute Wolfshagen. Dabei wurde von den Arbeitern versäumt, die Telefonleitung zu zerstören, so daß es den Weißgardisten aus Wolfshagen möglich war, ihre Komplicen in Kuhbier zu alarmieren. Die weißh Einwohnerwehr umstellte die Arbeiter, die diese Waffen nach Pritz- walk bringen wollten, und entwaffneten sie auf Grund ihrer starken Überlegenheit. Ungehindert, aber ohne Waffen, setzten die Arbeiter ihren Weg nach Pritzwalk fort. Unterwegs trafen sie auf eine große Schar von Arbeitern, die von den Vorgängen in Kuhbier Kenntnis erhalten hatten und im Begriff waren, ihre Kollegen von denen man annahm, daß sie in Kuhbier verhaftet worden wären, wieder zu befreien. Diese Arbeiterschar, die zum Teil bewaffnet war, zog weiter nach Kuhbier, um die beschlagnahmten Waffen wieder herauszuholen. In der Nähe des Eisenbahnerhäuschens stießen sie auf bewaffnete Kräfte der Einwohnerwehr von Kuhbier. Es kam zu einem regelrechten Gefecht, das unter dem Begriff „Die Schlacht von Kuhbier“ bekannt geworden ist. Sowohl die revolutionären Arbeiter als auch die Weißgardisten in Kuhbier erreichten im Verlaufe dieses Kampfes keinerlei Vorteile. Die ungenügende Bewaffnung der revolutionären Arbeiter reichte nicht aus, um Kuhbier durch einen Frontalangriff zu stürmen, so daß sich die Pritzwalker Arbeiter wieder nach Pritzwalk zurückzogen.
Hier, in Pritzwalk selbst, hatte sich die Lage ebenfalls sehr stark zugespitzt. Aus Furcht vor der Arbeiterklasse hatte sich der damalige Polizeimeister Woltmann mit seinen Polizisten im Rathaus verschanzt. Diesem Woltmann wurde durch die Reichswehr eine Kompanie Soldaten unter der Führung des Hauptmanns von Rheinbaben zur Verstärkung geschickt. Diese Kompanie rückte in Pritzwalk ein, besetzte das Rathaus und bestückte es mit schweren Maschinengewehren. Dieses Ereignis trug entscheidend dazu bei, die Empörung und den Kampfwillen der Pritzwalker Arbeiterschaft zu verstärken. Das Streikkomitee schickte eine Delegation zu dem Hauptmann von Rheinbaben, die drei Bedingungen.stellte:
1. Das Rathaus wird sofort geräumt,
2. innerhalb von 24 Stunden verschwindet die Reichswehr aus den Mauern der Stadt,
3. werden diese Anordnungen nicht befolgt, wird das Rathaus gestürmt und mit der Reichswehr abgerechnet.
Diese entschlossene Haltung der Pritzwalker Arbeiter verfehlte ihren Eindruck nicht und noch am selben Abend zog von Rheinbaben seine Truppen
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