Heft 
(1957) 3
Seite
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ALBERT HOPPE, PERLEBERG

HEIMATLIEBE

Es gibt wohl keine bessere Unterschrift für das Bild auf der neben­stehenden Seite als das WortHeimatliebe. Da haben fünf Männer für einen Augenblick die Arbeit unterbrochen, sind im Kreis zusammen­getreten und schauen interessiert und sinnend auf einen seltsam geformten Stein, den sie aus der hohen Kieswand da oben auf dem Golm bargen. Es ist unter ihnen ein Rätselraten und Deuten um diesen eigenartigen Feuer­stein, der in seiner Form diesmal doch nichts anderes ist als ein Zufalls­produkt der oft launisch gestaltenden Natur, wie es in der Sylvesternacht wohl ähnlich ist, wenn beim Bleigießen ein bizarres und orakelhaftes Gebilde unsere Phantasie anregt. Aber dennoch ist es ein beglückender Eifer, ein tiefer Zug von Heimatliebe, der in diesem Bilde zum Ausdruck kommt. Diese Männer (und mit ihnen viele, viele andere) haben bei ihrer täglichen Arbeit schon manches Stück, das ihnen irgendwie aufflel, in die Hand genommen, haben es sinnend betrachtet und haben es, wenn es wertvoll schien oder irgendwie rätselhaft blieb, zunächst in der Baubude oder sonstwie geborgen. Aus dieser Aufmerksamkeit, aus dieser Liebe zur Natur und zur Heimat, aus diesem Forscherdrang, der in jedem wertvollen Menschen steckt, hat die Wissenschaft ihr Material gezogen, haben die Museen und die Sammlungen sich aufbauen können, und sie tun es heute noch!

Was kommt nicht alles gerade in einer solchen Kieskuhle zum Vorschein! Hier auf dem Golm haben wir es mit einer sogenannten Os-Bildung zu tun.*) Die Erd- und Geröllmassen wurden von den gewaltigen Schmelz­gewässern mitgespült und in Eisspalten fein säuberlich übereinander in Schichten abgelagert und gestapelt. Je nach der durch die Jahreszeiten oder durch Temperaturschwankungen bedingten Menge und Stärke des strömenden Wassers blieben sie in mehr oder weniger Schichtdicke und in mehr oder weniger grob- oder feinkörniger Zusammensetzung liegen. In diesen Schichten finden wir nun manches, was die Gewässer auch an organischen Substanzen der Eiszeit mitführten, also an Resten der dilu-

) SieheUnsere Heimat, Heft 3/1956, Seite 66.

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