OTTO WOSTMANN,BREDDIN
Der „Faule See“ bei Breddin
Etwa 300 m südwestlich der „Breddiner Schweiz“ liegt der „Faule See“. Er ist fast 5 ha groß. Ein Gestell bringt den Wanderer in wenigen Minuten talwärts zu seinem Ufer. Wer aber einen See zu finden meint, wird sehr enttäuscht sein, wenn er statt dessen einen Sumpf vorfindet, auf den ja schon der Name hinweist. Allerlei Wasser- und Sumpfpflanzen, wie Schilf, Rohr, Rohrkolben, Binsen, Seggen u. a. gedeihen hier in üppiger Fülle. Häufig sieht man auch Wildenten über den Sumpf fliegen. Hier haben auch die Wildschweine ihr Paradies.
Wenn Du, lieber Natur- und Heimatfreund, die Absicht hast, kannst Du auch den Sumpf umwandern. Erwarte jedoch keinen ebenen Pfad! Er windet sich vielmehr durch Gebüsch aus Erlen, Birken, Weiden und Kiefern und auch allerlei Gräsern am Ufer entlang. An einigen Stellen findest Du einen glatten und trockenen Hang, der von Gras bewachsen ist und zur Rast einladet. Von hier aus hast Du einen freien Blick über den fast kreisförmigen Sumpf. In der Nähe stehen am Hang einige größere Gruppen junger Lärchen, die sonst im Walde vergeblich zu suchen sind. Ein leiser Sommerwind weht durch die hohen Kiefern, die den Sumpf umschließen. Hier läßt es sich über diese einsame Stelle im Walde plaudern. Jahrzehntelang war der Wasserstand des Sumpfes so niedrig, daß man glaubte, hindurchwaten zu können. Dann wieder stieg das Grundwasser, daß alle Bäume, die in langen Jahren gewachsen waren, absterben mußten. 1920 standen im „Faulen See“ viele Bäume — in der Mehrzahl waren es zwanzig- bis dreißigjährige Birken — die infolge des Steigens des Grundwassers im Absterben waren. Damals war das Brennholz knapp. Darum gab im Winterhalbjahr 1920/21 die Forstverwaltung diese Bäume zum Abholzen frei. Viele Breddiner waren damals auf dem gefrorenen See mit dem Fällen der Bäume beschäftigt. — Inzwischen ist das Wasser jetzt wieder niedriger geworden. Ein alter Breddiner erzählte vor ungefähr 30 Jahren, daß früher das Wasser so hoch stand, daß es möglich war, mit einem Boot über den See zu fahren.
Wanderst du nun vom „Faulen See“ weiter westwärts, kommst du zuerst zum Jagen 61 und danach zum Jagen 62. Dieser Jagen ist teilweise abgeholzt. Dort siehst du am Rande des Waldes eine einzelne hohe Kiefer, in deren Krone ein großes Nest zu sehen ist. Es ist der Horst eines Fischadlers, der hier, fernab von Elbe und Havel, sein Heim aufgeschlagen hat. Im Winter verläßt er seinen Horst und zieht nach dem Süden. Im Frühling kehrt er wieder zurück. Oft ist er unterwegs zu seinem Jagdgebiet. Wenn Du Glück hast, triffst Du ihn in seinem Horst an. Aber sei vorsichtig: Verscheuche ihn nicht!
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