allerwichtigsten Habseligkeiten zum Burgwall geeilt, einem alten Zufluchtsort der Wenden an der Grenze zwischen Stresow und Balow im Winkel zwischen Darnitz, Löcknitz und Beke. Hier war man sicher; denn der Wall lag versteckt im Sumpf und Moor mitten im dichten Erlen- und Dornengestrüpp. Kein Feind fand die wenigen passierbaren Zugänge. Hier waren auch die letzten Vorräte, das letzte Saatkorn und das letzte Vieh versteckt. Manchmal lag man wochenlang hier. Auch hier lagen dauernd Wachen im Gestrüpp, und notfalls griffen selbst Frauen und Kinder zur Waffe. — Doch wehe dem Unglücklichen, der in die Hände der Söldner fiel. In teuflischer Weise wurde er zu Tode gemartert. Berüchtigt war der „Schwedentrunk“, ein Kübel garstiger Jauche, die man dem Opfer in den Leib schüttete. Kein Bauer traute sich mehr aufs Feld. So gesellte sich zu den Kriegsgreueln bald eine unvorstellbare Hungersnot. Seuchen waren die Folge. Die Menschen starben wie die Fliegen.
1643—1645 zogen sich die Schweden durch Mecklenburg nach Holstein zurück. Die Kaiserlichen folgten ihnen auf dem Fuße. Abermals begann für unser Gebiet eine Schreckenszeit.
1648 läuteten endlich auch in Dambeck die Friedensglocken. Nun war wirklich Friede! Doch wie sah es in Dambeck aus? Über Rosenwinkel wucherte Unkraut und Gestrüpp. Die Felder waren seit Jahren nicht mehr bestellt und lagen verwüstet da. Über die Hälfte aller Häuser lagen in Schutt und Asche. Zwischen den Trümmern hausten die wenigen Menschen, die Krieg, Hunger und Pest verschont hatten. Überall Hunger, Krankheit und Elend, die Menschen in Lumpen gekleidet, ohne ärtzliche Hilfe. Es fehlte an Zugvieh und Saatkorn, um die Äcker zu bestellen. Oft mußten die Bauern selbst den Pflug ziehen. In den Wäldern hausten Wölfe und zerrissen das letzte Vieh auf den Weiden. Räuber und Gesindel lagen an den Straßen im Hinterhalt und legten Handel und Verkehr noch jahrelang lahm. Nur zögernd gingen die Menschen wieder an die Arbeit. Ein toller Hexenglaube breitete sich aus. Noch heute soll es „hier und dort nicht geheuer gewesen sein“, und in Balow erinnert die „Hexenkuhle“ noch an diese Zeit. Der neue Pfarrer Joachim Warneke mag seine'liebe Not gehabt haben mit seinen Dambeckern.
Fürst und Ritter jedoch wußten diese Zeit für sich zu nutzen. Sie machten den Bauern das Erbrecht an ihren Hufen streitig und schlugen den Acker zu ihrem Besitz; auch die brachliegenden Äcker, deren Besitzer umgekommen oder geflüchtet waren, eigneten sie sich an. So entstanden gerade in unserem Gebiet eine Menge von großen Rittergütern wie Dambeck, Werle, Balow, Zierzow, Kolbow, Möllenbeck, Karlshof, Dallmin, Karwe, Neuhausen, Stresow, Neese usw. Der Bauer jedoch wurde leibeigen. Er mußte den Krieg bezahlen, während Herzoge und Ritter sich noch über hundert Jahre um die Beute stritten, bis sie sich 1755 im Landesgrundgesetzlichen Erbvergleich endlich einigten.
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