von nur 1,15 Mark erhielten, so waren die Fährgebühren sehr hoch. Es waren zu zahlen:
für eine Person 6 Pfennige
für einen Packträger (der mit Butter, Eiern, Geflügel
zum Markt wollte) 1 Groschen — 12 Pfennige
für ein Pferd, ein Haupt Rindvieh 2 Groschen
für einen schwer beladenen zweispännigen Wagen 9 Groschen
für einen leicht beladenen zweispännigen Wagen 6 Groschen
für einen schwer beladenen vierspännigen Wagen 12 Groschen = 1 Mark für einen leicht beladenen vierspännigen Wagen 8 Groschen
Bei „großem“ Wasser oder bei Eistreiben konnte der Fährmann die Gebühren verdoppeln. Ihm wurde zur Pflicht gemacht, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an der Fähre anwesend zu sein, die Kundschaft nicht länger als eine Stunde warten zu lassen und sie mit Bescheidenheit zu behandeln.
Nach den Freiheitskriegen blühte also das Geschäft der Fährmänner wieder. Wenn Markttage in Stendal, Salzwedel oder Magdeburg waren, konnte Stendel mit seinen Leuten die Arbeit kaum bewältigen. Alle Stallungen standen voll Vieh. An den Bäumen war es angebunden und wartete darauf, übergesetzt zu werden. Vor den Markttagen soll Stendel täglich mehr als 400 Kühe und ihre Begleiter übergesetzt haben. Seine große Fähre soll so groß gewesen sein, daß er jedesmal 32 Kühe über die Elbe fuhr. Anfangs der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ging der Sandkrug in andere Hände über. Der neue Besitzer konnte infolge seiner hohen Einnahmen bald die um Sandkrug liegenden Äcker aufkaufen. Zum Fährbetrieb, dem Ausschank kam noch eine größere Landwirtschaft.
Die Verhältnisse änderten sich aber nach dem Bau der Berlin-Hamburger Bahn (1846) und Wittenberge-Magdeburger Bahn. Jetzt brauchten die Bauern nicht mehr tagelang zum Marktort zu treiben; denn alle Elbdörfer lagen nicht weit von der Bahnstrecke. Der Viehtransport mit der Bahn gestaltete sich weitaus schneller und war viel billiger. Ruhig und still wurde es jetzt an der Fährstelle Sandkrug. Nur zur Zeit der Heuernte, wenn die Bauern ihr Heu vom anderen Elbufer holen wollten, war noch etwas Betrieb. Bei einer Überprüfung der großen Fähre wurde festgestellt, daß sie sehr alt und nicht mehr betriebssicher war. Den Preis von mehr als 4000 Mark konnte oder wollte der damalige Besitzer Korth nicht ausgeben. Er gab die Fährkonzession ab und beschränkte sich nur auf die Land- und Gastwirtschaft.
Ländliche Stille und idyllische Ruhe lagern heute über dem Sandkrug. Rauchend stampfen lange Schleppzüge an ihm vorüber. Moderne Motorkähne tuckern in schneller Fahrt vorbei. Nie mehr aber ertönt vom jenseitigen Ufer das „Holüber“ derer, die übergesetzt werden wollen.
80