Heft 
(1957) 3
Seite
79
Einzelbild herunterladen

derte Stendel vorsichtig über die Elbe. Aber kein Feind war mehr zu beobachten. Im Morgengrauen setzte der Landsturm über zum anderen Ufer. Unbeschossen kamen sie drüben an. Tatsächlich, alle Postierungen waren unbesetzt, die Stellung war geräumt worden. Doch etwas fanden sie. Aus einem niedrigen Weidenbusch ragte der Ladestock ihres Kameraden Königsberg heraus. Vorsichtig durchquerten die Landstürmer das Werder­holz. Bis zum Dorfe Klein-Beuster fühlten sie sich vor. Freudig wurden sie von den Einwohnern begrüßt.

Diese erzählten ihnen, daß der Feind einen Soldaten mit schwerem Becken­schuß durch das Dorf getragen habe. Aber alle fremden Soldaten hätten das gleiche Deutsch gesprochen wie sie und ihre Wilsnacker Freunde. Deutsche Menschen hatten auf Angehörige ihres eigenen Volkes geschossen, weil der eine Teil westlich, der andere östlich orientiert war. Soll sich das in unseren Tagen wiederholen? Hoffen wir, daß es einer klugen Staats­führung gelingt, alle Hindernisse, die der deutschen Wiedervereinigung entgegenstehen, aus dem Wege zu räumen.

Der Wiener Kongreß hatte die Verhältnisse Deutschlands neu geordnet. Die Elbe war nun nicht mehr Grenzstrom, sondern Verkehrsstraße. Preußen hob alle Binnenzölle auf. Die Fährgebühren wurden neu fest­gesetzt. Die Fährordnung für Sandkrug vom 3. November 1817 ist erhalten geblieben. Wenn man berücksichtigt, daß dreißig Jahre später die Arbeiter beim Bau des Elbdeiches bei zwölfstündiger Arbeitszeit einen Ta ge lohn

Zeichnung: Herbert Spurring, Groß-Linde

An der Baeke

79