als ein mittelmäßiges Trommelfeuer. Unser bodenständiges Kohlgericht ist, wie sein Name aussagt, kein Dörr-, sondern ein Sauerkohl. Dabei ist er wieder nicht zu verwechseln mit dem landläufigen Magdeburger Sauerkraut, das zwar seinen typischen Geschmack auch durch den Prozeß des Einsäuerns bekommt, dessen Farbe, Zusammensetzung und Werdegang aber doch ganz anders sind, als die unseres Surnkniepers. Der hellfarbige Magdeburger besteht aus geschnitzeltem Weißkohl und wird roh eingestampft, der dunklere Prignitzer aber verwendet die grünbraunen Blätter des Stangen- oder Braunkohls und kommt in gekochtem Zustand in die Stampffässer. Diesen Stangenkohl bezeichnet man oft auch mit dem Wort „Viehkohl“, und dieses Wort ist es, das manchmal allein schon genügt, um bei dem Unkundigen und Voreingenommenen ein Gefühl der Ablehnung auszulösen. Diese vergessen dabei aber ganz, daß es sich hier nicht um den ebenfalls hochstangigen grünen Markstammkohl handelt, der nur Futterzwecken dient, sondern um den schlankeren, im Stiel und in den Blättern viel feiner aufgebauten und in der Farbe wesentlich dunkler getönten Halbbruder, eben dem „Brunkohl“. Dieser Braunkohl wird deswegen oft mit dem Beinamen „Viehkohl“ bedacht, weil er ebenso wie der Markstammkohl den Sommer über im Stiel abgeblattet wird, d. h., seine Blätter werden von unten her fortgesetzt entfernt und an Schweine, Enten, Hühner und Kaninchen verfüttert. Im Herbst steht dann schließlich auf hohem nackten Stiel ein Wedel jüngerer, zarter Blätter da. Diese sind für den Surnknieper bestimmt. Diese Blätter des Braunkohls haben einen etwas strengen, bitterherben Geschmack, und dieser Geschmack ist es, der unserm Nationalgericht die Note gibt.
Wenn im Herbst die Nächte lang und kalt und die Gärten leer geworden sind, dann steht, oftmals in Eis und Schnee, unser Braunkohl immer noch draußen. Eines Tages aber ist es dann so weit, und die prignitzer Hausfrau, vornehmlich die Bäuerin, 'beginnt mit dem „Kohlinmokem“. Der Stangenkohl wird geerntet, die Blätter werden gepflückt, sortiert.
„Denn geiht’t mit Woder, Metz un Für un Stampisen öwer den Brunkohl her“,
wie’s in einem prignitzer „Knieper-Epos“ heißt. Die Kohlhobel raspelt danach aus den festen, runden Köpfen des Weißkohls ungefähr die doppelte Menge „Wittkohl“ dazu. Beide Farbschläge werden gut gemengt und im großen Kessel gar gekocht. Eine geräumige, schräg gestellte Holzbütte nimmt den garen Kohl auf. Das Bodenloch ist geöffnet, so daß das Kohlwasser abfließen kann. Es wird beim Anrühren des Schweinefutters verwendet. Sobald der Kohl genügend trocken ist, beginnt das Einstampfen. In jedem alten prignitzer Haushalt steht so ein „Surnknieperfatt“. Eine Schicht wird fest eimgestampft, eine Handvoll Salz kommt hinauf, sorgfäl-
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