Heft 
(1957) 7
Seite
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Arbeit sein Pfeifchen schmauchte, sind lange verschwunden. Heute rasseln Lastautos, Motorräder, Traktoren bei Tag und Nacht durch die Straßen und erinnern jeden Putlitzer immer wieder von neuem daran, daß auch seine Stadt trotz der immerhin etwas abgeschiedenen Lage vom Tempo des modernen Verkehrs erfaßt worden ist. Verschwunden sind die kleinen Petroleumlampen, die auf den Hausgiebeln oder auf besonderen Pfählen angebracht waren und seit 1875 den Straßen ein verträumtes Licht gaben. Im Jahre 1921 mußten sie der elektrischen Straßenbeleuchtung weichen. Aber die alte Eiche steht noch auf derselben Stelle auf dem Marktplatz, wo sie 1832 zur Erinnerung an den Befreiungstag 1813 gepflanzt worden ist. Auch das Rathaus hat seit 1832 sein Äußeres nicht verändert. Dafür ist aber der Platz vor dem Hause nach 1945 der Zeit entsprechend umgestaltet worden. Anstelle des früheren Kaiserdenkmals erhebt sich jetzt vor dem Portal ein schlichtes Mahnmal für die Opfer des Naziregimes. Ebenso sind viele Straßen nach 1945 umbenannt worden. Ihre heutigen Namen sollen das Gedenken an einige unserer großen Kämpfer für den Sozialismus wachhalten.

Das getreueste Bild vom alten Putlitz findest Du heute noch auf dem Wall in der Burgstraße. Man könnte meinen, die letzten 100 Jahre hätten hier nichts geändert. Die schmalen Gäßchen mit den kleinen, einstöckigen Häu­sern sind heute noch genauso verschwiegen, wie unsere Eltern und Groß­eltern sie gekannt haben. Vor dem Wall liegt der geräumige alte Schützen­platz. Einen fremden Besucher würde ich nicht dort hinführen, denn er ist zu einem wenig schönen Holzstapelplatz für die Anlieger geworden. Für die Putlitzer Kinder aber war er schon von jeher eine Stätte fröhlichen Treibens, besonders wenn ein Karussell oder Zirkus dort aufgebaut hatte. Vor 5060 Jahren wies dieser Platz noch mehr auf seine ursprüngliche Bestimmung hin. Damals befand sich hier eine große mit Gesträuch be­wachsene Lehmkuhle, in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Put­litzer Schützengilde ihre Schießstände erbaut hatte.

Nun aber wollen wir eine Stätte aufsuchen, die sicher jedem alten Putlitzer besonders lebhaft in der Erinnerung geblieben ist: die alte Schule. Sie steht noch immer so da wie vor 130 Jahren. An ihrer äußeren Fassade hat sich im Laufe der Zeit wenig geändert. Notwendige Ausbesserungsarbeiten daran dienten nur dazu, einen Zerfall zu verhindern. Weißt Du auch, daß das kleine Gebäude, welches sich an den größeren Bau nach Westen hin anlehnt, das erste Schulhaus in Putlitz überhaupt gewesen ist? Es wurde im Jahre 1734 erbaut und hatte anfangs nur einen Klassenraum. In den anderen zwei Zimmern und zwei Kammern wohnte der Herr Lehrer. Wir stehen vor diesen beiden alten Veteranen unter den Putlitzer Häusern und denken an die acht Jahre unserer Schulzeit zurück, die wir in diesen Räumen verlebt haben. Wenn die beiden Gebäude auch noch heute die Re­präsentanten einer vergangenen Zeit sind, so hat sich doch das schulische

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