art ist es vor allem die Gemeinsamkeit der Sprache, die ein Volk zu jener historisch entstandenen und stabilen Gemeinschaft von Menschen erhebt, die wir Nation nennen.
Darum ist es jedem wahren Patrioten nicht nur Herzenssache, sondern auch politische Pflicht, unsere Muttersprache, das zur Zeit noch festeste Band zwischen Ost und West, gegen alle zersetzenden Einflüsse der Überfremdung (Anglizismen wie Camping, Hobby usw.) oder der Sprachver- schluderung durch Funktionärsdeutsch und Modewörter (vollinhaltlich, hundertprozentig, erstellen usw.) wie unseren Augapfel zu schützen.
Dabei braucht uns um die Reinerhaltung unserer Sprache und um die Neubelebung unseres bereits so jämmerlich verarmten und entkräfteter^^ Sprachlebens gar nicht so bange zu sein.
Und in der Tat, welch reiche Schätze hat uns beispielsweise die Handwerkssprache anzubieten! Wir müssen nur ein wenig danach „schürfen“ und den „Fährten nachhängen“, die zu manchem bereits verschütteten Quell führen.
Wenn ich im folgenden vom Handwerk als einem der bedeutendsten Sprachschöpfer sprechen will, dann gedenke ich, in den Begriff „Handwerk“ bis zu einem gewissen Grade auch andere Berufsgruppen mit einzubeziehen, deren so überaus bildhafte Wortprägungen ich für wert erachte, unser Umgangsdeutsch zu bereichern, wie etwa die Weidmannssprache mit ihren fast 2000 Ausdrücken, die Sprache der Seeleute oder Bergleute, der Bauern oder Fischer. Viele, oft aus dem Mittelalter stammenden Redewendungen, die wir noch heute verwenden, haben im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel durchgemacht, so daß ihr ursprünglicher Sinn uns nicht immer gleich verständlich ist, wiewohl sie unserer Sprache ihr besonderes „Gepräge geben“.
Zweifelsohne der Handwerkssprache entnommene und dann im über-^^ tragenen Sinne verwandte Ausdrücke sind zum Beispiel: „alles über einen Kamm scheren“ oder „über einen Leisten schlagen“, jemandem aus etwas „einen Strick drehen“ oder ihm „am Zeuge flicken“, sich „verhaspeln“ und „gut beschlagen sein“ für jemanden, der sich auf einem Gebiet gut auskennt.
Weniger deutlich verraten die nachfolgenden Redewendungen ihren Ursprung. „Ränke schmieden“ für böse Absichten verfolgen ist abgeleitet von
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