Issue 
(1958) 1
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ordentlicher Tragweite bei sich führe, die unter keinen Umständen in die Hände Napoleons fallen dürften, so rufe er den Schutz der preußischen Behörden an.

Der Eindruck, den der Fremde auf Klitzing machte, war kein ungünstiger. Wenngleich dieser sich im stillen wunderte, daß man einen Kaufmann mit wichtiger politischer Mission betraue. Aus Mitgefühl mit dem vor Kälte oder Fieber Bebenden bat er, ihn einen Augenblick zu entschuldigen, damit er eine Tasse Tee besorgen und die Anordnungen zu dem erbetenen Schutze treffen könne.

Diese Fürsorge übte eine beruhigende Wirkung auf den nervösen Besucher aus. Als der Offizier, der sich inzwischen in Uniform geworfen hatte, ins Zimmer trat, erhob sich Koch und erklärte zu Klitzings Verwunderung: Mein Herr Kommandant, ich vertraue mich Ihnen und Ihrer Ehre an. Ich bin Lord Bathurst, der außerordentliche Gesandte Seiner Groß­britannischen Majestät am Kaiserlichen Hofe zu Wien, und reise in be­sonderer Mission über Hamburg nach London. Bei diesen Worten über­reichte er seinen Diplomatenpaß.

Das also war des Rätsels Lösung. Ein Wunder wäre es gewesen, wenn Fouches Agenten auf diesen seltenen Vogel keine Jagd gemacht hätten. Napoleons unversöhnlicher Gegner England lebte seit mehr denn zwanzig Jahren in ununterbrochener Fehde mit Frankreich. Der einzige Feind, der nach wie vor unerschütterlich im Felde stand. Von Toulon, 1793, bis zu dem vor wenigen Monaten erfolgten Schlage von Talavera, in Spanien, immer und überall sah sich der Kaiser den Briten gegenüber. Hatte er irgendwo in Europa einen Brandherd gelöscht, so flackerte, von England geschürt, das Feuer wieder auf. Jeder seiner Feinde konnte sicher sein, in London Aufnahme und Unterstützung zu finden. Mit diesem zähen Bri­tannien gab es kein Paktieren, sondern nur einen Kampf auf Leben und Tod.

Zweifelslos hatte die mustergültige Organisation der französischen Ge­heimpolizei erspitzelt, daß der englische Gesandte, welcher dem Wiener Hofe in dem kürzlich erst beendeten Feldzuge gegen Napoleon den Rücken gestärkt hatte, sich auf der Rückreise nach London befand. Es war voraus­zusehen, daß der Kaiserliche Polizeiminister Fouche, der genialste, skrupel­loseste und vielleicht deswegen auch erfolgreichste Polizeimann aller Zeiten, es versuchen würde, ihn mit seinen Dokumenten abzufangen.

Bei Klitzing, dem preußischen Edelmann, dem Offizier und Patrioten, kam der glühende Franzosenhaß zum Durchbruch. Er versprach dem Lord, nach besten Kräften für seine Sicherheit zu sorgen. Auch verfehlte er nicht, ihn auf die Gefahren, die ihn umlauern, nachdrücklich aufmerksam zu machen. Zweifellos hätte der alte Pariser Fuchs seine besten Spürhunde auf die Fährte'gesetzt. Er schilderte die maßlose Dreistigkeit der französischen Polizei, die weder vor Landesgrenzen noch vor Gewalttaten zurück-

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