Heft 
(1958) 6
Seite
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ISOLDE WAAG. PARCHIM

Kleine Plauderei über den Spielplan 1958/59 des Landestheaters Parchim

Wie in den vergangenen Jahren wollen wir auch diesmal zu Beginn unserer neuen Spielzeit Ihnen die Werke bekanntgeben, die wir Ihnen im Laufe, des Spieljahres Meten werden.

Sie wissen sicher, daß es für ein Theater wie das unsere, das mit den ver­schiedenartigsten und oft primitiven Bühnenverhältnissen und technischen Bedingungen rechnen muß, recht schwierig ist, einen Spielplan aufzu­stellen, der sowohl den differenzierten Wünschen und Geschmacksrich­tungen unserer Besucher gerecht wird, aber vor allem auch ein bestimmtes Gesicht zeigt, eine gewisse fortlaufende Linie, die die Absicht unseres Theaters deutlich macht. Der Spielplan ist ja bekanntlich der Ausweis des Theaters. An ihm zeigt es sich, ob das Theater das Recht für sich in An­spruch nehmen kann, sich als ein wichtiges Glied in der Gesellschaft zu fühlen, ob es eine für die Gesellschaft nützliche Arbeit leistet. Diese Auf­gabe wird bei unserem Theater noch bedeutungsvoller, wenn man bedenkt, daß es in großen Teilen unseres Spielgebietes nahezu die einzige Institution ist, die fortlaufend in geregelten Abständen den werktätigen Menschen künstlerische Genüsse vermittelt, sie mit den großen humanistischen Ge­danken der Vergangenheit und der Gegenwart bekannt und vertraut macht und damit auch eine große Erziehungsarbeit leistet.

In die neue Spielzeit übernehmen wir im Schauspiel die Dramati­sierung des Tagebuches der Anne Frank, ein Stück, das nicht nur in unserer Republik, sondern in aller Welt mittlerweile Zehntausende von Auffüh­rungen erlebte und überall in den Zuschauern durch die Darstellung des Schicksals der Anne Frank und ihrer Familie während des zweiten Welt­krieges den Humanitätsgedanken weckte. Viel hat gerade dieses Stück dazu beigetragen, die Menschen zum Kampf gegen Faschismus und Krieg zu rufen, ein Anliegen, das wir nicht beharrlich und laut genug vertreten können.

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