KARL MARTIN RAGNOW, GUMTOW
Vom Segelflug im Kreise Kyritz.
Als im Jahre 1952 die „Gesellschaft für Sport und Technik“ gegründet worden war, bot sich auch für uns im Kreis Kyritz die Möglichkeit, mit dem Flugsport zu beginnen. Es fanden sich auch bald einige junge Menschen, die gewillt waren, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Dicht bei Heinrichsfelde fand sich ein passender Ödlandstreifen, der auch schon früher als Notlandeplatz für Flugzeuge gedient hatte. Damals bezeichneten wir diesen schon kurzerhand als „unseren Flugplatz“, obgleich er wenig Ähnlichkeit damit hatte. Junge Birken und Kiefern, die sich von selbst angesät hatten, wiegten sich lustig im Winde. Kein Flugzeug hätte es wagen dürfen, hier zu landen, ohne einen tüchtigen Überschlag zu riskieren.
In beschaulicher Ruhe hatte dieses Fleckchen Erde bisher dagelegen, nur ab und zu unterbrochen von dem Knarren und Poltern eines Ackerwagens, der sich seinen Weg zum Feld auf diese Weise abkürzte. Lustige Stimmen t unterbrachen eines Sonntagmorgens die Stille. Eine Schar junger Burschen erschien auf dem Platz. Jeder hatte entweder ein Beil oder einen Spaten mitgebracht. In langer Reihe ging es jetzt dem Unkraut zu Leibe. Man hätte sie dabei hören müssen. Ihrem Reden nach schienen es schon alles erfahrene Segelflieger zu sein, dabei hatte noch keiner von ihnen überhaupt ein Segelflugzeug gesehen. Langsam, sehr langsam ging die Arbeit vonstatten. Es war kaum ein Fortschritt zu sehen. Sie ließen aber nicht locker. Sonntag für Sonntag opferten die jungen „Flieger“, und dann war es geschafft: eben wie ein Teller breitete sich eine hindernisfreie Fläche von fast 1000 m Länge und 200 m Breite vor ihren Augen aus. Jetzt hatten sie bewiesen, daß Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Energie und Ausdauer in ihnen steckten, Eigenschaften, die von einem zukünftigen Segelflieger verlangt werden müssen. Sie eiferten hier einem der großen deutschen Pioniere der Luftfahrt nach, Otto Lilienthal, der schon vor der Jahrhundertwende allen Widerständen zum Trotz, oftmals verlacht und verspottet, seine ersten Flugversuche machte. Ihm zu Ehren nannten sie ihr Werk: Segelflug-Übungsgelände „Otto Lilienthal“.
So mancher Leser wird nun denken: der Platz war glatt, nun konnte das Fliegen losgehen. Weit gefehlt, der Winter kam. Die Segelflieger setzten sich nicht hinter den Ofen. Es galt, eine Behausung für ihre künftigen Lieblinge, die stoffbespannten Vögel, zu bauen. Ein alter Schweinestall in Heinrichsfelde mußte dazu herhalten. Die LPG hatte ihn zur Verfügung gestellt. Woher sollte aber das Material zum Ausbau genommen werden?
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